Vermittlungs-
probleme:
»
Globalisierung
»
EU
Forschungs-
stand:
»
Politikdidaktik
»
Globalisierung
»
EU
Policy-
Didaktik:
» Ziele
» Einordnung
» Beispiel
Literatur und
Links:
»
Politikdidaktik
»
Globalisierung
»
EU
|
Literatur und Links
zum Thema Europäische Union
Übersicht
I.
Literatur
I.1. Nachschlagewerke
»
Dinan, Desmond (Hg.) (2000),
Encyclopedia of the European Union
»
Mickel/Bergmann (Hg.) (2005),
Handlexikon der Europäischen Union
»
Weidenfeld/Wessels (Hg.), Jahrbuch der Europäischen
Integration
»
Weidenfeld/Wessels (Hg.) (2005),
Europa von A-Z
I.2. Geschichte der europäischen Integration
»
Brunn, Gerhard (2002), Die
Europäische Einigung von 1945 bis heute
»
Dinan, Desmond (19992),
Ever Closer Union?
»
Dinan, Desmond (2004), Europe Recast. A
History of European Union
»
Knipping, Franz (2004), Rom,
25. März 1957. Die Einigung Europas |
|
I.3. Einführungen und Überblicksdarstellungen
»
Dinan, Desmond (20053), Ever
Closer Union. An Introduction to European Integration
»
Hix, Simon (20052), The Political
System of the European Union
»
McCormick, John (20053),
Understanding the European Union. A Concise Introduction
»
Müller, Ragnar/Rapp, Christian/Schumann, Wolfgang (2002),
Die EU verstehen, CD-ROM
» Nugent, Neill (20035),
The Government and Politics of the European Union
»
Tömmel, Ingeborg (20052), Das
politische System der EU
» Weidenfeld, Werner (Hg.)
(20043), Europa-Handbuch
I.4. Aufsätze, die
im Volltext online zur Verfügung stehen
»
EU-bezogene Aufsätze aus der Zeitschrift "Aus Politik
und Zeitgeschichte" (2002-2005)
I.5. Integrationstheorie
»
Gesamtdarstellungen
» Kürzere Texte für den Einstieg
» Standardwerke älteren Datums
» Klassiker der Integrationstheorie
» Neuere Ansätze
I.6. Ausgewählte sonstige Literatur zur EU
»
The European Union Series
»
Moravcsik, Andrew (1998), The Choice
for Europe
»
Weidenfeld, Werner (Hg.),
Maastricht/Amsterdam/Nizza/Die Europäische Verfassung in der Analyse
Anmerkung: Didaktische Materialien und Arbeitshilfen
werden auf einer gesonderten Seite vorgestellt:
»
didaktische Materialien zum Thema
EU
II. Links
»
Europa - Das Portal der Europäischen Union
II.1. Internet-Portale zur Europäischen Union
»
weiter
II.2. Internet-Nachschlagewerke zur Europäischen Union
»
weiter
II.3. Aktuelle Meldungen zur Europäischen Union im Internet
»
weiter
I.1. Nachschlagewerke
Die dynamische Entwicklung der EU seit Mitte der 1980er Jahre wurde
an anderer Stelle als eines der Vermittlungsprobleme identifiziert (»
Dynamik als Grundproblem der EU-Vermittlung). Sie bringt
natürlich auch Probleme für Autoren und Verlage mit sich, besonders
was Nachschlagewerke betrifft. Nur eine regelmäßige und in kurzen
Abständen erfolgende Aktualisierung stellt sicher, dass ein
entsprechendes Werk zur EU ein brauchbares Hilfsmittel bleibt. Diese
Bedingung erfüllen die Werke, die etwas ausführlicher vorgestellt
werden. Andere wichtige Nachschlagewerke sollen wenigstens eingangs
kurz erwähnt werden:
-
Blair, Alasdair (1999), The
Longman Companion to The European Union since 1945 (Longman
Companions to History), London/New York.
[...
mehr]
-
Brandstetter, Gerfried
(1996), Chronologisches Lexikon der europäischen Integration
1945-1995, Baden-Baden/Wien.
[...
mehr]
-
Brückner, Michael u.a.
(1993), Der Europa-Ploetz. Basiswissen über das Europa von heute,
Würzburg.
[...
mehr]
-
Vanthoor, Wim F. V. (1999), A
Chronological History of the European Union 1946-1998,
Cheltenham u.a.
Dinan, Desmond (Hg.) (2000), Encyclopedia of the European
Union (The European Union Series), Basingstoke/London.
[...
mehr 1 /
mehr 2]
Das Nachschlagewerk aus der zu Recht vielgepriesenen European
Union Series zählt unbestritten zu den internationalen
Referenzwerken. Neben dem Herausgeber sind rund hundert Mitarbeiter
beteiligt. Auf etwas weniger als 600 Seiten finden sich über 700
alphabetisch sortierte Artikel. Der Anhang enthält eine Chronologie
der europäischen Integration, chronologische und tabellarische
Übersichten über Institutionen, Parteien, Vertragsänderungen sowie
ein Sach- und Personenregister. Unter anderem folgende
Themenbereiche werden behandelt:
-
Institutionen der EU
-
Politikfelder der EU
-
Berichte und Papiere, die in der
Geschichte der EU eine bedeutsame Rolle gespielt haben
-
Verträge, Konventionen und Chartas
-
theoretische Ansätze zur
Interpretation der EU
-
Gruppen, Parteien, Verbände, die
innerhalb der EU agieren
-
Biographien von bedeutenden
europäischen Politikern
Die Artikel sind meist knapp gehalten,
wobei sie bei Politikfeldern und wichtigen Institutionen auch
mehrere Seiten umfassen können. Längere Artikel enthalten auch
Literaturangaben. Die Erschließung des Werkes ist durchweg gut.
Verweise findet man sowohl am Schluss der Artikel als auch in Form
von selbständigen Stichwörtern. Das Sach- und Personenregister ist
umfangreich und differenziert.
[Seitenanfang]
Mickel, Wolfgang/Bergmann, Jan (Hg.) (20053),
Handlexikon der Europäischen Union, Baden-Baden.
[...
mehr]
80 Autoren, 900 Seiten, 1300 Stichworte - unter der redaktionellen
Leitung von Claus Grupp ist ein imposantes Nachschlagewerk
entstanden, das auch einen historischen Teil zur Entwicklung der
europäischen Integration sowie ein Kapitel zu den Perspektiven nach
den gescheiterten Verfassungsreferenden umfasst.
[Seitenanfang]
Weidenfeld, Werner/Wessels, Wolfgang (Hg.) (1980ff.),
Jahrbuch der Europäischen Integration, Bonn.
[...
mehr 1 /
mehr 2]
Das Jahrbuch des Instituts für Europäische Politik (Berlin) ist die deutschsprachige Informationsressource über die EU
schlechthin. Es dokumentiert und bilanziert den europäischen
Integrationsprozess seit 1980 zeitnah und detailliert. Auf diese
Weise ist eine einzigartige Dokumentation entstanden. Vielfach
werden die Artikel von ausgewiesenen Experten des jeweiligen
Feldes verfasst. Einleitend bietet das Jahrbuch eine
außerordentlich hilfreiche europapolitische (Weidenfeld) und
europawissenschaftliche (Wessels) Bilanz des Berichtszeitraums.
Weitere Teile beschäftigen sich mit den Entwicklungen
hinsichtlich der Institutionen und Politikfelder sowie Europas
Rolle in der Welt. Kürzere Teile berücksichtigen auch anderere
europäische Organisationen (Europarat, OSZE). Schwerpunkte des
Jahrbuchs 2005 bilden die größte Erweiterung in der Geschichte
der EU und die Ratifizierungskrise der europäischen Verfassung.
Fazit: Für Forschung und Wissenschaft unerlässlich, für den
politischen Bildner möglicherweise überdimensioniert.
[Seitenanfang]
Weidenfeld, Werner/Wessels, Wolfgang (Hg.) (20059),
Europa von A-Z. Taschenbuch der europäischen Integration,
Baden-Baden.
[...
mehr 1 /
mehr 2]
Wem knappe Informationen zur EU genügen, für den ist das laufend
aktualisierte Lexikon "Europa von A-Z" die richtige Wahl,
wobei dieses bewährte Nachschlagewerk in der letzten Ausgabe auch
auf knapp 500 Seiten angewachsen ist. Neben etwas eingehenderen
Beiträgen zu wichtigen Themen (wie etwa einem historischen Überblick
zu Beginn) enthält es die Rubriken Chronologie, Europa ABC, Europa
in Zahlen und Europa im Internet.
[Seitenanfang]
I.2. Geschichte der
europäischen Integration
In diesem Abschnitt werden Gesamtdarstellungen zur Geschichte des
europäischen Einigungsprozesses vorgestellt. Daneben gibt es
ausgezeichnete Darstellungen einzelner Abschnitte oder Ausschnitte,
von denen wenigstens einige Standardwerke zu den ersten Jahren des
Integrationsprozesses, die historisch besonders gut aufgearbeitet
sind, erwähnt werden sollen:
-
Deighton, Anne (Hg.)
(1995), Building Postwar Europe. National Decision-Makers and
European Institutions 1948-1963, Houndmills u.a.
[...
mehr]
-
Deighton, Anne/Milward, Alan S.
(Hg.) (1999), Widening, Deepening and Acceleration. The
European Economic Community 1957-1963, Baden-Baden/Brüssel.
-
Gillingham, John (1991), Coal,
Steel, and the Rebirth of Europe 1945-55, Cambridge.
[...
mehr]
-
Groeben, Hans von der
(1982), Aufbaujahre der Europäischen Gemeinschaft. Das Ringen um
den Gemeinsamen Markt und die Politische Union 1958-1966,
Baden-Baden.
-
Küsters, Hanns Jürgen (1982), Die Gründung der
Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, Baden-Baden.
[...
mehr]
-
Lipgens, Walter (1977), Die
Anfänge der europäischen Einigungspolitik. Erster Teil:
1945-1950, Stuttgart.
-
Loth, Wilfried (1990), Der
Weg nach Europa. Geschichte der europäischen Integration
1939-1957, Göttingen.
[...
mehr 1 /
mehr 2]
-
Milward, Alan S. (1984), The
Reconstruction of Western Europe 1945-51, London.
Brunn, Gerhard (2002), Die Europäische Einigung von 1945 bis
heute, Stuttgart (oder: Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für
politische Bildung, Schriftenreihe Band 472 , Bonn 2004).
[...
mehr 1 / mehr 2]
Das bei Reclam (!) und nicht bei einem der prädestinierten Verlage
mit Europa-Schwerpunkt erschienene Buch von Brunn hat als
deutschsprachige historische Gesamtdarstellung des
Integrationsprozesses eine lange bestehende Lücke geschlossen.
Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass es schon kurz nach
Erscheinen als Referenzwerk gehandelt wurde. Es besteht aus einer
rund 300-seitigen chronologischen Darstellung und einem rund
100-seitigen Quellenteil. Die Geschichte der europäischen
Integration wird folgendermaßen periodisiert:
-
"Europavorstellungen und
Einigungspläne bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs"
-
"Die Entdeckung Europas durch die
USA"
-
"Europäische Volksbewegung oder
Feldzug der High Society? - Europabewegungen und die Gründung
des Europarats"
-
"Die Europäische Gemeinschaft für
Kohle und Stahl"
-
"Die Europäische
Verteidigungsgemeinschaft - Ein Irrweg"
-
"Von Messina über Venedig nach Rom
- Der Weg zu den Römischen Verträgen"
-
"Die EWG - Kindheit und frühe
Jahre im Schatten de Gaulles
-
"Die EWG in den sechziger Jahren -
'Go and Stop'"
-
"Aufbruch zu neuen Ufern? - Die EG
in den siebziger Jahren"
-
"Die achtziger Jahre - Von der
Eurosklerose zum Höhenflug"
-
"Der Umbruch in Osteuropa, die
deutsche Einheit und der Vertrag von Maastricht über die
Europäische Union"
-
"Die Europäische Union auf dem Weg
in das 21. Jahrhundert"
Die einleitenden Kapitel zur
Vorgeschichte und den Anfängen der europäischen Einigung sind
hervorragend, die weitere Darstellung bis zur ersten großen
Vertragsrevision mit der Einheitlichen Europäischen Akte (1988) ist
ebenfalls sehr gut, die restlichen Kapitel bis zur Gegenwart
allerdings sind sehr kursorisch und schlicht zu kurz. Der
Quellenteil stellt - besonders für die erste Hälfte des
Integrationsprozesses - eine wahre Fundgrube dar, die auch weniger
gut zugängliche Quellen enthält.
[Seitenanfang]
Dinan, Desmond (20053), Ever Closer Union? An
Introduction to European Integration, Basingstoke/London.
[...
mehr]
Bei diesem Standardlehrwerk aus der European Union Series
handelt es sich um eine Überblicksdarstellung (siehe
Kapitel I.3), es umfasst allerdings auch einen außerordentlich
umfangreichen historischen Teil (200 Seiten!), der sehr lesenswert und
entsprechend den Gepflogenheiten der EU Series auch
didaktisch gut aufbereitet ist.
Dinan, Desmond (2004), Europe Recast. A History of
European Union, Basingstoke/London.
[...
mehr]
Dinans historische Überblicksdarstellung umfasst den Zeitraum von
den Ursprüngen europäischer Integration in den 1940er Jahren bis ins
21. Jahrhundert. Es ist chronologisch aufgebaut, wobei jedes Kapitel
ungefähr eine Dekade behandelt. Besonders gelungen sind das
einführende Kapitel sowie die Zusammenfassung am Ende, die auf
Schlüsselthemen hinweist und in der Dinan seine instruktive
Gesamtinterpretation der Integrationsentwicklung präsentiert.
[Seitenanfang]
Knipping, Franz (2004), Rom, 25. März 1957. Die Einigung
Europas, München.
[...
mehr 1 /
mehr 2 /
mehr 3]
Das in der viel gelobten Reihe "20 Tage im 20. Jahrhundert"
erschienene Werk beginnt mit einer pathetischen Würdigung der
Einzigartigkeit und Bedeutung des europäischen Einigungsprozesses im
allgemeinen und der Römischen Verträge im besonderen, "denn die
ganze bisherige Menschheitsgeschichte kennt kaum Vorgänge, die der
Europäischen Integration vergleichbar sind" (S. 17). Der Historiker
Knipping macht klar, dass "die Unterzeichnung der Römischen Verträge
... eine Weichenstellung von großer geschichtlicher Tragweite (markierte)."
Dadurch wurde "ein säkularer Paradigmenwechsel vom Krieg zum Frieden
in Europa eingeleitet" und Europa schlüpft in eine "Vorbildfunktion
im globalen Prozess der Bildung wirtschaftlicher und politischer
Großregionen." Er gibt aber auch zu bedenken, "dass am 25. März 1957
in Rom ein Staatsakt stattfand, der einem politischen Willen der
Regierenden entsprang, nicht aber einem leidenschaftlichen Sehnen
der Völker" (alle S. 14).
Die eigentliche Darstellung beginnt mit einem interessanten Kapitel
zur europäischen Identität, das gleichzeitig die Vorgeschichte der
europäischen Integration erzählt. Überschrieben ist es mit "Das Erbe
der Geschichte" und es gliedert sich in drei Teile:
-
"Das gelebte Europa" (europäische
Gemeinsamkeiten in der Geschichte seit der Antike)
-
"Das gedachte Europa" (Überblick
über die Ideengeschichte bzw. über Europa-Entwürfe)
-
"Das gewollte Europa" (beginnende
Umsetzung v.a. seit dem Ersten Weltkrieg, wobei sich die
Bemühungen etwa von Aristide Briand als zu früh erwiesen)
Die weitere Darstellung erfolgt
chronologisch und ist in folgende Perioden unterteilt:
-
1940-1950 Inkubationszeit: "Der
Zweite Weltkrieg als Vater der Tat" und die USA als "Föderator"
Europas
-
1950-1957 Gründerzeit (vom Schuman-Plan
über die Gründung der EGKS bis zur Gründung der EWG, wobei die
ambitionierten Projekte EVG und EPG scheitern)
-
1958-1969 Aufbaujahre
-
1969-1984 Aufbruch zum Europa der
zweiten Generation
-
1984-1993 Auf dem Weg zur
Europäischen Union
-
1993-2003 Die Europäische Union an
der Schwelle zum 21. Jahrhundert
Da es sich um eine historische
Darstellung handelt, liegt es in der Natur der Sache, dass die
Darstellung mit zunehmender Nähe zur Gegenwart dünner wird (ähnlich
wie bei Brunn, siehe oben). Besonders lesenswert sind demnach
die ersten Kapitel zur Vorgeschichte und den Anfängen des
Integrationsprozesses.
Weitere wichtige Werke
-
Milward, Alan S. (1992,
20002), The
European Rescue of the Nation State, London.
[...
mehr]
-
Moravcsik, Andrew (1998), The
Choice for Europe. Social Purpose and State Power from Messina to
Maastricht, Cornell.
[...
mehr]
-
Stirk, Peter M. R.
(1996), A History of European Integration since 1914, London/New
York.
-
Urwin, Derek W. (19942),
The Community of Europe. A History of European Integration since
1945, London.
[Seitenanfang]
I.3. Einführungen
und Überblicksdarstellungen
Nachdem es lange Jahre kaum deutschsprachige Einführungen zur EU
gab, hat sich diese Situation in den letzten Jahren grundlegend
gewandelt. Allerdings gilt nach wie vor, dass die englischsprachigen
Werke in der Regel didaktisch besser aufbereitet und verständlicher geschrieben
sind. In diesem Abschnitt wird eine Auswahl besonders gelungener
Werke vorgestellt. Daneben soll auf die folgenden Publikationen
wenigstens hingewiesen werden:
-
Hartmann, Jürgen (2001), Das politische System der
Europäischen Union. Eine Einführung, Frankfurt/New York.
[...
mehr]
-
Herz, Dietmar (2002), Die Europäische Union, München.
[...
mehr 1 /
mehr 2]
-
Pfetsch, Frank R. (20053), Die Europäische
Union. Eine Einführung. Geschichte, Institutionen, Prozesse,
Stuttgart.
[...
mehr]
Dinan, Desmond (1999, 20053), Ever Closer Union. An
Introduction to European Integration, London.
[...
mehr]
Wie die meisten Lehrbücher zur EU gliedert sich die sehr gut lesbare
und didaktisch ansprechende Einführung von Dinan in drei große Teile
(Geschichte/Entwicklung der EU, Institutionen, Politikfelder), wobei
der historische Teil in diesem Fall besondere Hervorhebung verdient.
Er ist mit über 200 Seiten nicht nur außerordentlich umfangreich,
sondern vermittelt neben den Fakten auch ein grundlegendes
Verständnis des komplexen Gegenstands EU.
[Seitenanfang]
Hix, Simon (1999, 20052), The Political System of the
European Union, London.
[...
mehr 1 /
mehr 2 /
mehr 3]
Hix, der mit als erster dezidiert den Standpunkt vertrat, dass sich
die EU von einer Internationalen Organisation zu einem politischen
System entwickelt habe und demzufolge auch mit Theorien aus der
Vergleichenden Systemforschung zu analysieren sei, nimmt - und das
war bei Erscheinen der ersten Auflage des Buches im Jahr 1999 ein
Novum - eine Systemanalyse des politischen Systems der EU vor, die
ihm außerordentlich gut gelingt. Die Monographie hat sich innerhalb
kurzer Zeit zu einem Standardwerk der Europaforschung entwickelt und
liegt nun in einer aktualisierten Fassung vor.
Ziel des Buches ist weder, die Entwicklung der europäischen
Integration nachzuzeichnen und zu erklären, noch, sich an der
integrationstheoretischen Diskussion zwischen Supranationalismus und
Intergouvernementalismus zu beteiligen: "Instead, the aim of this
book is to understand how the EU works today" (S. 1). Hierzu werden
die Methoden der Vergleichenden Systemforschung herangezogen. Analog
zur Analyse eines nationalen politischen Systems bzw. der drei
Politikdimensionen polity, politics und policy gliedert sich die
Untersuchung in die folgenden Teile:
-
Part I: Government (Executive,
Legislative and Judicial Politics)
-
Part II: Politics (Public Opinion
and Political Cleavages; Parties, Elections and EU Democracy;
Interest Representation)
-
Part III: Policy-Making (Single
Market; Redistributive Policies; Economic and Monetary Union
...)
Jedem Kapitel wird ein Überblick über
den aktuellen Forschungsstand vorangestellt, und am Ende jedes
Kapitels fasst Hix die wichtigsten Systemmerkmale zusammen. So
gelingt ihm eine vorbildliche Verbindung von Forschung und (didaktisch
ansprechender) Lehre. In seinem abschließenden Kapitel "Rethinking
the European Union" skizziert Hix die Kernelemente seiner
Herangehensweise:
"This book thinks about the EU in a different way to the traditional
approaches to European integration and EU studies. It does not
propose a new 'integration theory', nor does it attempt a detailed
description of particular events or developments in Brussels.
Instead, it argues that we can improve our understanding of how the
EU works by applying our general understanding of the main processes
in modern political systems to the EU. The key underlying
assumption, then, is that the EU is already a fully-functioning
political system. Because of this, political science has a lot to
teach us about the EU. Conversely, since the EU is an unusual
political system, we can also improve our general understanding of
political science" (S. 357).
Diese überaus fruchtbare Herangehensweise beschert uns ein
hervorragendes Lehrbuch zur EU, das sich allerdings nur bedingt zur
Einführung eignet. Um es mit Gewinn zu lesen, sind Vorkenntnisse zum
Gegenstand hilfreich.
[Seitenanfang]
McCormick, John (20053), Understanding the
European Union. A Concise Introduction, London.
[...
mehr 1 /
mehr 2]
Bei dieser knappen Einführung ist der Titel Programm: Der Autor versucht - neben der unvermeidlichen Vermittlung von Fakten
-, dem Leser das Verständnis und damit die selbständige
Beschäftigung mit dem Forschungsgegenstand EU zu ermöglichen. Der
Band umfasst auf 280 Seiten folgende Kapitel:
-
What is the European Union?
-
The Idea of Europe
-
The Evolution of the EU
-
The Institutions of the EU
-
The EU and the Member States
-
The EU and its Citizens
-
Economic Integration
-
Improving the Quality of Life
-
The EU and the World
[Seitenanfang]
Müller, Ragnar/Rapp, Christian/Schumann, Wolfgang (2002),
Die EU verstehen. Institutionen, Entscheidungsabläufe und Politik
nach Nizza, CD-ROM Gesellschaft Agora, Stuttgart.
[...
mehr]
Die multimediale CD-ROM enthält auf über 1000 Seiten
-
14 Kurse zu
den wichtigsten Aspekten der europäischen Integration mit
zahlreichen Schaubildern,
-
ein
250-seitiges Glossar,
-
eine
ausführliche Chronologie zur europäischen Integration, die nach
Kategorien geordnet ist,
-
eine
kommentierte EU-Linkliste und
-
die
Vertragstexte.
Dabei sind alle Teile mit 55.000 Links verbunden. Das heißt, man
kann direkt von den Kursen zum Glossar springen, wenn man auf einen
unbekannten Begriff stößt, und man kann vor allem direkt den
entsprechenden Artikel in den Verträgen aufrufen, was deshalb
besonders wichtig ist, weil die rechtlichen Grundlagen bei der EU-Vermittlung in der Regel zu kurz kommen.
[Seitenanfang]
Nugent, Neill (1999, 20035), The Government and
Politics of the European Union, London.
[...
mehr 1 /
mehr 2]
Nugent folgt der "klassischen" Dreiteilung: Seine überaus
gelungene Darstellung der EU umfasst einen historischen Teil (rund
100 Seiten), einen
Teil zu den Institutionen (rund 200 Seiten) und einen Teil zu Politikprozessen
und -bereichen der
Gemeinschaft (rund 200 Seiten). Ein abschließender Teil bietet eine
gute Zusammenfassung der integrationstheoretischen Diskussion. 2006
wird eine aktualisierte sechste Auflage dieses zum Standardlehrwerk
avancierten Bands erscheinen.
[Seitenanfang]
Tömmel, Ingeborg (20052), Das politische System
der EU, München/Wien.
Die gut strukturierte Darstellung des politischen Sytems der EU
behandelt Entwicklung, Struktur und Funktionsweise des EU-Systems.
Weitere Teile widmen sich der Erweiterung der Systemstruktur und
einigen Funktionsproblemen der EU. Den Abschluss bildet eine
kurze theoretische Betrachtung des EU-Systems:
-
Staat, Föderation, Regime: die EU als politisches System
-
Die Genese der europäischen Integration im Spannungsfeld von
supranationaler Option und intergouvernementaler Entscheidungsmacht
-
Die Struktur des EU-Systems: "schwache" Institutionen, "starke"
Akteure
-
Die Funktionsweise des EU-Systems: Konflikt versus Konsens
-
Die erweiterte Systemstruktur
-
Funktionsprobleme des EU-Systems: Effizienz, Effektivität,
demokratische Legitimation
[Seitenanfang]
Weidenfeld, Werner (Hg.)
(20043), Europa-Handbuch, Gütersloh.
[...
mehr]
(oder: Weidenfeld, Werner (Hg.) (2004), Die Europäische Union.
Politisches System und Politikbereiche, Bundeszentrale für
politische Bildung Schriftenreihe Band 442, Bonn.
Weidenfeld, Werner (Hg.)
(2004), Die Staatenwelt Europas, Bundeszentrale für politische
Bildung Schriftenreihe Band 443, Bonn.)
Das auffälligste Merkmal des Europa-Handbuchs ist der enorme Umfang
der Publikation. Das hat dazu geführt, dass die aktuelle
Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung auf zwei
Bücher verteilt wurde. Hier werden wirklich alle Aspekte der
europäischen Integration behandelt, häufig von ausgewiesenen
Experten auf dem jeweiligen Gebiet. Nach einer Einführung zur
Geschichte der europäischen Integration widmet sich ein
umfangreicher Teil der Staatenwelt in Europa. Von Albanien bis
Zypern werden alle europäischen Staaten kurz porträtiert. Weitere
Teile widmen sich
-
dem politischen System der EU (mit
einem sehr guten Überblicksbeitrag von Wolfgang Wessels)
-
den Politikbereichen der EU
-
den Außenbeziehungen der EU
Ein abschließender Teil dient dazu,
aktuelle Debatten aufzugreifen und Denkanstöße zu vermitteln.
Abgerundet wird das Handbuch durch Übersichten mit statistischen
Daten zur EU sowie durch eine Chronologie der europäischen
Integration. Die EU steht eindeutig im Mittelpunkt, andere
europäische Organisationen wie der Europarat oder die OSZE spielen
höchstens am Rande eine Rolle. Insofern ist der Name "Europa-Handbuch"
etwas irreführend.
[Seitenanfang]
Überblickswerke für Fortgeschrittene
Die folgenden Werke zählen zu den wichtigsten
deutschsprachigen Überblicksdarstellungen zur Europäischen Union.
Sie verstehen sich allerdings nicht als Einführung, sondern
setzen grundlegende Kenntnisse über den Gegenstand EU voraus, und
eignen sich vorrangig für die universitäre Lehre:
-
Holzinger, Katharina u.a. (2005), Die Europäische Union.
Theorien und Analysekonzepte, Paderborn.
[...
mehr]
-
Jachtenfuchs, Markus/Kohler-Koch, Beate (Hg.) (20032),
Europäische Integration, Opladen.
-
Kohler-Koch, Beate/Conzelmann, Thomas/Knodt, Michèle
(2004), Europäische Integration - Europäisches Regieren, Wiesbaden.
[...
mehr 1 /
mehr 2]
[Seitenanfang]
I.4. Aufsätze, die
im Volltext online zur Verfügung stehen
Die wichtigste deutschsprachige Zeitschrift zur Europäischen Union
ist "integration", die Vierteljahreszeitschrift des Instituts
für Europäische Politik in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis
Europäische Integration, die allerdings nicht online zur Verfügung
steht. Hier werden zeitnah alle Fragen rund um die europäische
Integration behandelt. Daneben gibt es eine Vielzahl
englischsprachiger EU-Zeitschriften (Journal of European Public
Policy, Journal of Common Market Studies etc.). Auch andere deutsche
Zeitschriften enthalten zahlreiche Beiträge zur europäischen Politik,
etwa die "Zeitschrift für Internationale Beziehungen", "Internationale
Politik" oder "Aus Politik und Zeitgeschichte". Beiträge jüngeren
Datums aus letzterer sind im folgenden aufgeführt.
[Die
nachfolgenden und alle weiteren Aufsätze aus der Zeitschrift "Aus
Politik und Zeitgeschichte" ab dem Jahrgang 2000 sind im
Volltext auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung -
www.bpb.de - online
verfügbar. Wählen Sie in der linken Navigationsleiste "Publikationen",
dann "Aus Politik und Zeitgeschichte", oder klicken Sie
hier]
Bauer, Michael W./Knöll, Ralf (2003), Die Methode der offenen
Koordinierung: Zukunft europäischer Politikgestaltung oder
schleichende Zentralisierung?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte
01-02/03 [»
Online-Version]
Binder, Tanja/Wüst, Andreas M. (2004), Inhalte der
Europawahlprogramme deutscher Parteien 1979 - 1999; in: Aus Politik
und Zeitgeschichte 17/04 [»
Online-Version]
Bogdandy, Armin von (2005), Die europäische Republik; in: Aus
Politik und Zeitgeschichte 36/05
[»
Online-Version]
Bozóki, András (2004), Mitgliedschaft ohne Zugehörigkeit?;
in: Aus Politik und Zeitgeschichte 5-6/04
[»
Online-Version]
Clapham, Ronald (2004), Wirtschaftsverfassung für Europa; in:
Aus Politik und Zeitgeschichte 17/04
[»
Online-Version]
Dembinski, Matthias/Wagner, Wolfgang (2003), Europäische
Kollateralschäden. Zur Zukunft der europäischen Außen-, Sicherheits-
und Verteidigungspolitik nach dem Irak-Krieg; in: Aus Politik und
Zeitgeschichte 31-32/03
[»
Online-Version]
Dauderstädt, Michael (2004), Transformation und Integration
der Wirtschaft der postkommunistischen Beitrittsländer; in: Aus
Politik und Zeitgeschichte 5-6/04 [»
Online-Version]
Decker, Frank (2003), Parlamentarisch, präsidentiell oder
semi-präsidentiell? Der Verfassungskonvent ringt um die künftige
institutionelle Gestalt Europas; in: Aus Politik und Zeitgeschichte
1-2/03 [»
Online-Version]
Delhey, Jan (2002), Die Entwicklung der Lebensqualität nach
dem EU-Beitritt. Lehren für die Beitrittskandidaten aus früheren
Erweiterungen; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 1-2/02 [»
Online-Version]
Delhey, Jan (2004), Transnationales Vertrauen in der
erweiterten EU; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 38/04
[»
Online-Version]
Deubner, Christian (2003), Differenzierte Integration:
Übergangserscheinung oder Strukturmerkmal der künftigen Europäischen
Union?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 01-02/03 [»
Online-Version]
Dietz, Barbara (2004), Ost-West-Migration nach Deutschland im
Kontext der EU-Erweiterung; in: Aus Politik und Zeitgeschichte
5-6/04 [»
Online-Version]
Dürr, Karlheinz (2005), Die Europäisierung der
Demokratiebildung; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 36/05
[»
Online-Version]
Fischer, Thomas (2003), Deutscher Föderalismus vor der
Herausforderung einer europäischen Verfassung; in: Aus Politik und
Zeitgeschichte 29-30/03 [»
Online-Version]
Gellner, Winand/Glatzmeier, Armin (2005), Die Suche nach der
europäischen Zivilgesellschaft; in: Aus Politik und Zeitgeschichte
36/05 [»
Online-Version]
Gerhards, Jürgen (2004), Europäische Werte - Passt die Türkei
kulturell zur EU?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 38/04 [»
Online-Version]
Glotz, Peter (2003), Der Kopenhagener Gipfel in realistischer
Perspektive; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 01-02/03
[»
Online-Version]
Guérot, Ulrike (2003), Die Bedeutung der
deutsch-französischen Kooperation für den europäischen
Integrationsprozess; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 03-04/03 [»
Online-Version]
Guérot, Ulrike/Witt, Andrea (2004), Europas neue Geostrategie;
in: Aus Politik und Zeitgeschichte 17/04
[»
Online-Version]
Ismayr, Wolfgang (2004), Die politischen Systeme der
EU-Beitrittsländer im Vergleich; in: Aus Politik und Zeitgeschichte
5-6/04 [»
Online-Version]
Jünemann, Annette (2005), Zehn Jahre Barcelona-Prozess: Eine
gemischte Bilanz; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 45/05 [»
Online-Version]
König, Thomas (2005), Unitarisierung durch Europäisierung?;
in: Aus Politik und Zeitgeschichte 36/05
[»
Online-Version]
Kramer, Heinz (2004), Die Türkei im Prozess der "Europäisierung";
in: Aus Politik und Zeitgeschichte 33-34/04
[»
Online-Version]
Kühnhardt, Ludger (2005), Quo vadis Europa? - Essay; in: Aus
Politik und Zeitgeschichte 36/05
[»
Online-Version]
Lepsius, M. Rainer (2004), Prozesse der europäischen
Identitätsstiftung; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 38/04
[»
Online-Version]
Lippert, Barbara (2003), Von Kopenhagen bis Kopenhagen: Eine
erste Bilanz der EU-Erweiterungspolitik; in: Aus Politik und
Zeitgeschichte 01-02/03 [»
Online-Version]
Martens, Stephan (2004), Das erweiterte Europa; in: Aus
Politik und Zeitgeschichte 17/04
[»
Online-Version]
Mau, Steffen (2004), Soziale Ungleichheit in der Europäischen
Union; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 38/04
[»
Online-Version]
Meimeth, Michael (2003), Deutsche und französische
Perspektiven einer Gemeinsamen Europäischen Sicherheits- und
Verteidigungspolitik. Offene Fragen und verdeckte Widersprüche; in:
Aus Politik und Zeitgeschichte 03-04/03
[»
Online-Version]
Meurs, Wim van (2003), Den Balkan integrieren. Die
europäische Perspektive der Region nach 2004; in: Aus Politik und
Zeitgeschichte 10-11/03 [»
Online-Version]
Mildenberger, Markus (2002), Die Europadebatte in Politik und
Öffentlichkeit der ostmitteleuropäischen EU-Kandidatenländer; in:
Aus Politik und Zeitgeschichte 1-2/02 [»
Online-Version]
Nissen Sylke (2004), Europäische Identität und die Zukunft
Europas; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 38/04
[»
Online-Version]
Nohlen, Dieter (2004), Wie wählt Europa? Das polymorphe
Wahlsystem zum Europäischen Parlament; in: Aus Politik und
Zeitgeschichte 17/04 [»
Online-Version]
Piazolo, Daniel (2002), Entwicklungsunterschiede innerhalb
einer erweiterten EU. Herausforderungen und Chancen; in: Aus Politik
und Zeitgeschichte 1-2/02 [»
Online-Version]
Pollack, Detlef (2004), Nationalismus und Europaskepsis in
den postkommunistischen Staaten Mittel-und Osteuropas; in: Aus
Politik und Zeitgeschichte 38/04 [»
Online-Version]
Riemer, Andrea K. (2003), Die Türkei und die Europäische
Union. Eine unendliche Geschichte?; in: Aus Politik und
Zeitgeschichte 10-11/03 [»
Online-Version]
Roth, Dieter/Kornelius, Bernhard (2004), Europa und die
Deutschen: Die untypische Wahl am 13. Juni 2004; in: Aus Politik und
Zeitgeschichte 17/04 [»
Online-Version]
Rothacher, Albrecht (2004), Die EU 25. Chancen, Risiken und
politische Folgen der Osterweiterung; in: Aus Politik und
Zeitgeschichte 5-6/04 [»
Online-Version]
Schieder, Siegfried (2004), In guter Verfasstheit? Nutzen und
Nachteil eines europäischen Verfassungsvertrages; in: Aus Politik
und Zeitgeschichte 17/04 [»
Online-Version]
Schmidt, Siegmar (2002), Aktuelle Aspekte der
EU-Entwicklungspolitik. Aufbruch zu neuen Ufern?; in: Aus Politik
und Zeitgeschichte 19-20/02 [»
Online-Version]
Steinbach, Udo (2004), Die Türkei und die EU. Die Geschichte
richtig lesen; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 33-34/04
[»
Online-Version]
Varwick, Johannes (2002), EU-Erweiterung: Stabilitätsexport
oder Instabilitätsimport?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 1-2/02
[»
Online-Version]
Wehler, Hans-Ulrich (2004), Verblendetes Harakiri. Der
Türkei-Beitritt zerstört die EU; in: Aus Politik und Zeitgeschichte
33-34/04 [»
Online-Version]
[Seitenanfang]
I.5. Integrationstheorie
Die europäische Integration als neuartige Entwicklung wurde von
Anfang an von einer intensiven wissenschaftlichen Debatte begleitet,
die mehrere Phasen und Konjunkturen durchlaufen hat. Wer sich
eingehender mit dem Gegenstand EU beschäftigen will, muss sich auch
mit der Geschichte der wissenschaftlichen Erklärungs- und
Deutungsversuche auseinandersetzen.
Die integrationstheoretische Debatte ist außerordentlich spannend
und besitzt Relevanz über den Gegenstand EU hinaus, da die EU als
Politikmodell der Zukunft gilt. In diesem Laboratorium für Gobal
Governance werden Möglichkeiten und Grenzen des Regierens jenseits
des Nationalstaats deutlich.
Erfreulicherweise stehen zwischenzeitlich sehr gute
Gesamtdarstellungen zum Thema Integrationstheorie zur Verfügung, die
im folgenden vorgestellt werden. Daneben finden sich in diesem
Abschnitt Hinweise auf kürzere Einführungstexte, Klassiker und
ältere Standardwerke zum Thema.
Gesamtdarstellungen zur Integrationstheorie
Bieling, Hans-Jürgen/Lerch, Marika (Hg.) (2005), Theorien der
europäischen Integration, Wiesbaden.
[...
mehr 1 (pdf) /
mehr 2 (pdf)]
Dieses hervorragende Lehrbuch auf neuesten Stand zeichnet sich
dadurch aus, dass die gesamte Breite politikwissenschaftlicher
Integrationstheorien berücksichtigt wird. Zu jeder Theorie wird ein
Einstiegstext angegeben, einige weitere Titel werden empfohlen und
eine ausführliche Literaturliste rundet den Service ab. Nach einem
kurzen Systematisierungs- und Überblicksversuch der Herausgeber
werden folgende Theorien behandelt:
-
I. Klassische Ansätze: Föderalismus,
Neo-Funktionalismus, Intergouvernementalismus, Marxistische
Politische Ökonomie
-
II. Modifikationen, Brückenschläge und
neue Perspektiven: Supranationalismus, liberaler
Intergouvernementalismus, Neogramscianismus, multi-level governance,
akteurszentrierter Institutionalismus, historischer
Institutionalimus, Europäisierung
-
III. Konstruktivistische,
feministische und interdisziplinäre Impulse
Loth, Wilfried/Wessels, Wolfgang (Hg.) (2001), Theorien
europäischer Integration, Opladen.
Diesem Sammelband geht es in erster Linie um die interdisziplinäre
Perspektive. Folgerichtig ist der einleitende Aufsatz der
Herausgeber auch mit "Auf dem Weg zur Integrationswissenschaft"
überschrieben . Im Anschluss fassen führende Vertreter der
verschiedenen Disziplinen den integrationstheoretischen
Diskussionsstand im jeweiligen Fach zusammen:
-
Politikwissenschaft (Wolfgang Wessels)
-
Wirtschaftswissenschaft (Wim Kösters
u.a.)
-
Geschichtswissenschaft (Wilfried Loth)
-
Rechtswissenschaft (Armin von Bogdandy)
-
Soziologie (Maurizio Bach)
Wiener, Antje/Diez, Thomas (Hg.) (2004), European Integration
Theory, Oxford.
[...
mehr]
Dieses sehr schnell zum Standardlehrwerk aufgestiegene Buch gliedert
sich in drei Teile:
-
I. Explaining European Integration
(Federalism, Neo-Functionalism, Liberal Intergovernmentalism)
-
II. Analysing European Governance
(Governance, Policy Networks, New Institutionalisms)
-
III. Constructing the European Union
Umrahmt werden diese drei Teile, die
die drei wesentlichen Perspektiven auf den Forschungsgegenstand EU
der letzten Jahre widerspiegeln (vielleicht mit Ausnahme der
Europäisierungs-Ansätze), von zwei instruktiven Beiträgen der
Herausgeber:
Weitere hilfreiche Werke:
-
Chryssochoou, Dimitris N.
(2001), Theorizing European Integration, London.
[...
mehr 1 /
mehr 2]
-
Giering, Claus (1997),
Europa zwischen Zweckverband und Superstaat. Die Entwicklung der
politikwissenschaftlichen Integrationstheorie im Prozeß der
europäischen Integration, Bonn.
-
O´Neill, Michael (1996),
The Politics of European Integration. A Reader, London/New York.
-
Rosamond, Ben (2000), Theories
of European Integration, London.
[...
mehr
1 /
mehr 2]
[Seitenanfang]
Zum Einstieg in das Thema können folgende kürzere Texte dienen:
Bellers, Jürgen/Häckel, Erwin (1990), Theorien
internationaler Integration und internationaler Organisationen, in:
Volker Rittberger (Hg.), Theorien der Internationalen Beziehungen.
Bestandsaufnahme und Forschungsperspektiven (PVS-Sonderheft 21),
Opladen, S. 286-310.
Der Aufsatz von Bellers und Häckel berücksichtigt nicht nur Theorien
der internationalen Integration, sondern bezieht auch
Erklärungsansätze für internationale Organisationen mit ein, da
beide kaum zu trennen und nebeneinander auf einem Kontinuum zu
verorten sind. In jeweils kurzen Abschnitten werden die folgenden "klassischen"
oder traditionellen Integrationstheorien dargestellt:
-
Funktionalismus
-
Föderalismus
-
Neofunktionalismus
-
Transaktionalismus
Ein weiterer Abschnitt widmet sich der
Entwicklung der integrationstheoretischen Debatte, die mit dem
Stagnieren der europäischen Integration in den 70er Jahren abbrach,
verkennt aber die Renaissance der Debatte ab Mitte der 80er Jahre,
da der Blickwinkel zu einseitig ist und lediglich die Perspektive
der Teildisziplin der Internationalen Beziehungen umfasst. Die
wichtigsten Anregungen seit Ende der 80er Jahre kamen aber aus der
Vergleichenden Systemforschung. Abschließend werden Defizite und
Verdienste der Integrationsforschung aufgelistet.
Kohler-Koch, Beate/Schmidberger, Martin (1996),
Integrationstheorien, in: Lexikon der Politik (hg. von Dieter Nohlen),
Band 5: Die Europäische Union (hg. von Beate Kohler-Koch und Wichard
Woyke), S. 152-162.
Ausgehend von einem Verständnis von Integration als "friedliche und
freiwillige Zusammenführung von Gesellschaften, Staaten und
Volkswirtschaften über bislang bestehende (...) Grenzen hinweg" (S.
152) widmet sich ein erster Anschnitt den in der
politikwissenschaftlichen Debatte häufig vernachlässigten
ökonomischen Integrationstheorien mit ihrem 5-Stufen-Modell von der
Freihandelszone bis zur Vollintegration. Im Kapitel "Politikwissenschaftliche
Integrationstheorien" werden folgende Ansätze in ihren Grundzügen
vorgestellt:
-
Transaktionalismus (Deutsch) und
Gegenargumente von Inglehart (Wertewandel)
-
Föderalismus (Friedrich, Etzioni)
-
Funktionalismus (Mitrany)
-
Neofunktionalismus (Haas,
Lindberg, Nye)
-
Intergouvernementalismus
(Hoffmann)
-
Neo-Marxismus (Deppe)
Welz, Christian/Engel, Christian (1993),
Traditionsbestände politikwissenschaftlicher Integrationstheorien:
Die Europäische Gemeinschaft im Spannungsfeld von Integration und
Kooperation, in: Armin von Bogdandy (Hg.), Die Europäische Option.
Eine interdisziplinäre Analyse über Herkunft, Stand und Perspektiven
der europäischen Integration, Baden-Baden, S. 129-169.
Nach einer allgemeinen Einleitung zur Funktion von (Integrations-)Theorien
und ihrer Entwicklung parallel zur Entwicklung der europäischen
Integration sowie Ausführungen zu den Begriffen "Integration" und "Kooperation"
nehmen die Autoren zur Darstellung des Traditionsbestandes an
Integrationstheorien eine Zweiteilung in prozessorientierte Theorien
auf der einen, staatszentrierten Theorien auf der anderen Seite vor.
Zunächst wenden sie sich mit der sehr gelungenen Darstellung von
Funktionalismus (Mitrany) und Neofunktionalismus (Haas)
einschließlich der Modifikationen des letzteren (Lindberg,
Scheingold, Schmitter, Nye) der prozessorientierten Seite zu. Das
anschließende Kapitel über die "staatszentrierten
Kooperationstheorien" trägt die Überschrift "Vom
Intergouvernementalismus zur Regimetheorie" (S. 153). Ausgehend von
Hoffmanns zentralem Werk von 1966 wird die Entwicklung dieses
"Lagers" der integrationstheoretischen Debatte beschrieben, die in
Interdependenzansätze mündete.
Ein weiterer Abschnitt widmet sich der (1993) aktuellen Situation
der Integrationstheorie und versucht, die dargestellten
Traditionsbestände zu bewerten. Die von den Autoren vorgenommene
Zweiteilung ermöglicht eine gelungene und übersichtliche Darstellung
der wesentlichen Elemente der integrationstheoretischen Diskussion
bis Anfang der 1990er Jahre, die sich hervorragend zum Einstieg in
diesen Forschungsgegenstand eignet.
[Seitenanfang]
Ältere, aber nach wie vor lesenswerte Standardwerke zur
Integrationstheorie:
Alle drei Titel berücksichtigen natürlich nur die
integrationstheoretische Diskussion der Anfangsjahre, also im
wesentlichen die heute sogenannten "traditionellen"
Integrationstheorien (Neo-) Funktionalismus und (Neo-) Föderalismus.
Die Kenntnis dieser Debatte und ihrer Entwicklung ist aber nach wie
vor grundlegend für das Verständnis von Integrationstheorie
insgesamt. Außerdem erlebte die Theoriediskussion über regionale
Integration um das Jahr 1970 einen quantitativen wie qualitativen
Höhepunkt.
Besonders hervorzuheben ist die hervorragende und bislang
unübertroffene Darstellung des Neofunktionalismus - der wichtigsten
Integrationstheorie, die auch heute noch den wesentlichen
Referenzpunkt der Diskussion bildet - in dem Buch von Pentland. Wer
seine Kenntnisse zur Integrationstheorie vertiefen will, kommt an
der Lektüre dieser Standardwerke nicht vorbei:
-
De Vree, J. K. (1972),
Political Integration. The Formation of a Theory and its
Problems, Amsterdam.
-
Harrison, Reginald J.
(1974), Europe in Question. Theories of Regional International
Integration, London.
-
Pentland, Charles (1973),
International Theory and European Integration, London.
[Seitenanfang]
Klassiker der integrationstheoretischen Debatte
Der folgende Abschnitt listet die jeweils grundlegenden Werke für
verschiedene Richtungen innerhalb der traditionellen
Integrationstheorie auf. Hier finden Sie also einige "Klassiker",
deren Lektüre für ein vertieftes Verständnis der
integrationstheoretischen Debatte unerlässlich ist.
-
Mitrany, David (1943), A
Working Peace System, London.
Die "Bibel" des Funktionalismus ist das bereits in den 40er
Jahren erschienene grundlegende und epochemachende Werk von
David Mitrany. Es verdient nicht nur als Grundlage der
neofunktionalistischen Integrationstheorie von Haas (s.u.)
Beachtung, sondern gehört zu den Standardwerken im Bereich der
Theorien der Internationalen Beziehungen insgesamt.
-
Friedrich, C. J. (1972),
Europa — Nation im Werden?, Bonn.
Wer sich mit dem bis heute wichtigen integrationstheoretischen
Ansatz des (Neo-)Föderalismus beschäftigen will, sollte auf
jeden Fall den Klassiker von Friedrich lesen. Gerade die
aktuelle Diskussion im Zusammenhang mit der Verfassung knüpft an
föderalistische Ideen an.
-
Haas, Ernst B.
(1958), The Uniting of Europe. Political, Social and Economic
Forces 1950-1957, Stanford.
Lindberg, L. N./Scheingold, S. A. (1970),
Europe's Would Be Polity. Patterns of Change in the European
Community, Englewood Cliffs.
Die wichtigste und einflussreichste Integrationstheorie
überhaupt war der Neofunktionalismus von Haas. Auch heute noch
ist seine Studie über die EGKS von 1958 eine lohnenswerte
Lektüre. Der neofunktionalistische Ansatz, der auf Haas
zurückgeht und u.a. von Nye, Schmitter, Lindberg und Scheingold
weiterentwickelt wurde, bildet nach wie vor einen zentralen
Bezugspunkt der integrationstheoretischen Debatte.
-
Deutsch, Karl W. (1968),
Analyse internationaler Beziehungen, Frankfurt/Main.
Einen gänzlich anderen Ansatz verfolgt Deutsch, indem er sein
Augenmerk auf Transaktionen, insbesondere auch auf
Kommunikationsströme richtet. Auch dieser klassische Ansatz, der
häufig Transaktionalismus genannt wird, wird bis heute
gelegentlich aufgegriffen.
[Seitenanfang]
Neuere Ansätze
Nachdem die EU sich nach Jahren der Stagnation ("Eurosklerose") seit
Mitte der 1980er Jahre in einer enorm dynamischen Entwicklungsphase
befindet, die nach wie vor anhält (»
Dynamik als Grundproblem der EU-Vermittlung), ist mit kurzer zeitlicher Verzögerung
auch die integrationstheoretische Debatte zu neuem Leben erwacht.
Die intensive Debatte zeichnet sich dadurch aus, dass zum einen die
jahrzehntelange Kontroverse zwischen supranationalen und
intergouvernementalen Ansätzen zu einer Annäherung der Positionen
geführt hat und dass zum anderen seit etwa 1990 Ansätze aus der
Teildisziplin Systemforschung in der Europaforschung verstärkt
Anwendung finden, nachdem die europäische Integration in den
Jahrzehnten zuvor eine ausschließliche Domäne der Teildisziplin
Internationale Beziehungen gewesen war. Wegmarken der Debatte sind
folgende Ansätze und Publikationen:
-
Liberaler
Intergouvernementalismus:
Moravcsik, Andrew (1994), Preferences and Power in the
European Community: A Liberal Intergovernmentalist Approach, in:
S. Bulmer/A. Scott (Hg.), Economic and Political Integration in
Europe. Internal Dynamics and Global Context, Oxford u.a., S.
29-80.
[...
mehr]
-
Supranationalismus:
Sandholtz, Wayne/Stone Sweet, Alec (1998), European
Integration and Supranational Governance, Oxford.
[...
mehr]
-
Fusionsthese:
Wessels, Wolfgang (1992), Staat und (westeuropäische)
Integration. Die Fusionsthese, in: Michael Kreile (Hg.), Die
Integration Europas (PVS-Sonderheft 23), Opladen, S. 36-61.
[...
mehr]
-
EU und Policy-Analyse:
Schumann, Wolfgang (1996), Neue Wege in der
Integrationstheorie. Ein policy-analytisches Modell zur
Interpretation des politischen Systems der EU, Opladen.
[...
mehr 1 /
mehr
2]
-
Multi-Level Governance:
Hooghe, Liesbet/Marks, Gary (2001), Multi-Level Governance
and European Integration, Lanham/Oxford u.a.
[...
mehr]
-
Konstruktivismus:
Journal of European Public Policy 6, 4/1999, Special
Issue: "The Social Construction of Europe" (hg. v. Thomas
Christiansen, Knud Erik Jorgensen und Antje Wiener).
Die Sonderausgabe des JEPP widmet sich dem Konstruktivismus,
einer ursprünglich philosophischen Denkschule, die in den 1990er
Jahren für die Politikwissenschaft, insbesondere für die Theorie
der Internationalen Beziehungen fruchtbar gemacht wurde. In
unterschiedlichen Zusammenhängen beschäftigen sich die Beiträge
mit der sehr interessanten Frage, wie die verschiedenen -
politikwissenschaftlich relevanten - konstruktivistischen
Perspektiven die Integrationstheorie bereichern können. Die
Beiträge sind durchweg lesenswert. Wer sich kurz über die
Debatte informieren will, dem sei der einführende Aufsatz der
Herausgeber, die Kritiken von Moravcsik und Smith sowie die
Antwort auf diese Kritiken in der folgenden Ausgabe des JEPP
empfohlen:
Christiansen, Thomas/Jorgensen, Knud Erik/Wiener, Antje,
The social construction of Europe
Moravcsik, Andrew, 'Is something rotten in the state of
Denmark?' Constructivism and European integration
Smith, Steve, Social constructivism and European studies:
a reflectivist critique
Risse, Thomas/Wiener, Antje, 'Something rotten' and the
social construction of social constructivism: a comment on
comments; in: Journal of European Public Policy 6, 5/1999, S.
775-782.
[Seitenanfang]
I.6. Ausgewählte
sonstige Literatur zur EU
The European Union Series
[...
mehr]
Diese ambitionierte Verlagsserie von Palgrave Macmillan beschert dem
EU-Interessierten eine komplette Bibliothek meist ausgezeichneter
Lehrbücher, die beständig erweitert und aktualisiert wird. Einige
der Titel aus der EU Series werden auf dieser Seite näher
vorgestellt. Die bisher erschienenen rund 30 Titel lassen sich in
vier Kategorien einteilen:
[Seitenanfang]
Moravcsik, Andrew (1998), The Choice for Europe. Social
Purpose and State Power from Messina to Maastricht, Cornell
University Press: Ithaca, New York.
[...
mehr 1
/
mehr 2]
Moravcsik ist ein führender Vertreter der Europaforscher aus
demjenigen "Lager", das nach wie vor mit Theorien aus der
Teildisziplin Internationale Beziehungen operiert. Sein "liberaler
Intergouvernementalismus", den er in mehreren Aufsätzen seit 1994
entwickelt hat, bildete einen wichtigen Beitrag zur
integrationstheoretischen Debatte (»
Literatur zum Thema Integrationstheorie). Er sieht
die EU nicht als System, sondern führt aus: "These institutions [of
the EC, d.V.] resemble those of a modern nation-state as much as
those of a conventional international regime" (S. 1).
Ziel von Moravcsiks historischer Analyse von Meilensteinen des
Integrationsprozesses ist es, eine Antwort auf eine der - gerade für
Intergouvernementalisten - fundamentalen Fragen der Europaforschung
zu geben, nämlich "to explain why sovereign governments in Europe
have chosen repeatedly to coordinate their core economic policies
and surrender sovereign prerogatives within an international
institution" (S. 1). Hierzu untersucht er fünf wesentliche
Weichenstellungen des Integrationsprozesses, nämlich das
Zustandekommen
-
der Römischen Verträge (50er Jahre),
-
der Zollunion und der Gemeinsamen
Agrarpolitik einschließlich des Luxemburger Kompromisses (60er
Jahre),
-
des Europäischen Währungssystems
(70er Jahre),
-
der Einheitlichen Europäischen
Akte (Anfang 80er Jahre) und
-
des Maastrichter Vertrags (Ende
80er, Anfang 90er Jahre).
Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den
"underlying causes of integration" und der Identifizierung dessen,
"what is generalizable about EC history" (S. 2). Die Fallstudien
gehen von der Hypothese aus, dass die wirtschaftlichen Interessen
der großen Mitgliedstaaten den wesentlichen Bestimmungsfaktor des
Integrationsprozesses bilden - bei diesbezüglicher Konvergenz kommt
es zu Integrationsfortschritt -, weswegen sich die Analyse der
nationalen Ebene auch weitgehend auf die drei größten
Mitgliedstaaten (Deutschland, Frankreich, England) beschränkt. Hinzu
kommen zwei weitere Aspekte, so dass Moravcsik zusammenfassen kann:
"In short, I argue that a tripartite explanation of integration -
economic interest, relative power, credible commitments - accounts
for the form, substance and timing of major steps toward European
integration" (S. 4).
Diese Hypothese wird in Kapitel 1 ausgearbeitet und in den Kapiteln
2 bis 6 anhand der Fallstudien zu den Meilensteinen des
Integrationsprozesses getestet. Die fünf informativen und
materialreichen Fallstudien ergeben eine der lesenswertesten
Analysen des Integrationsprozesses und eignen sich hervorragend zur
ergänzenden Vertiefung von Überblickswerken in Lehrveranstaltungen
zur EU. Der theoretische Rahmen hingegen, der "liberale
Intergouvernementalismus", und damit die Identifizierung der
Triebkräfte des Integrationsprozesses insgesamt bleibt aufgrund
mehrerer Verkürzungen umstritten.
Unter anderem kann man von einer "realistischen" Verkürzung (auf
Staaten und Machtpolitik), einer rationalistischen Verkürzung (keine
angemessene Berücksichtigung der Rolle von Ideen, Werten und
Überzeugungen) und mehreren inhaltlichen Verkürzungen (Beschränkung
auf drei Mitgliedstaaten und auf "große" Entscheidungen) sprechen.
Moravcsik will mit seiner Theorie die (relative) Isolation der
Integrationstheorie von den allgemeinen Theorien der Internationalen
Beziehungen, den sui generis-Ansatz durchbrechen (S. 4). Es zeigt
sich aber, dass es die besondere und delikate Stellung des
Forschungsgegenstands EU und der Versuche seiner theoretischen
Erfassung, nämlich die Sonderstellung an der Schnittstelle zwischen
den Disziplinen Internationale Beziehungen und Vergleichende
Systemforschung, nicht ohne Grund gibt.
So hat das folgende zentrale Argument der Studie auch viele
Diskussionen ausgelöst: "The central argument of this book - the
"liberal intergovernmentalist" argument - holds that European
integration was a series of rational adaptations by national leaders
to constraints and opportunities stemming from the evolution of an
interdependent world economy, the relative power of states in the
international system, and the potential for international
institutions to bolster the credibility of interstate commitments"
(S. 472).
[Seitenanfang]
Weidenfeld, Werner (Hg.) (1994), Maastricht in der Analyse, Gütersloh.
Weidenfeld, Werner (Hg.) (1998),
Amsterdam in der Analyse, Gütersloh.
Weidenfeld, Werner (Hg.) (2001),
Nizza in der Analyse, Gütersloh.
Weidenfeld, Werner (Hg.) (2005),
Die EU-Verfassung in der Analyse, Gütersloh.
Die Analysebände zu den großen EU-Weichenstellungen, die vom Centrum
für angewandte Politikforschung in München in Zusammenarbeit mit der
Bertelsmann Stiftung erarbeitet werden, dokumentieren die
EU-Entwicklung und bieten einen hilfreichen zusätzlichen Service:
Den Büchern liegt eine CD-ROM bei, die Dokumente der jeweiligen
Phase enthält. Beim bislang letzten Band zur Europäischen Verfassung
beispielsweise handelt es sich um eine Zusammenstellung rund 1200
offizieller Dokumente des EU-Reformkonvents und der
Regierungskonferenz zum Verfassungsentwurf. Ein Wermutstropfen dabei
ist, dass das CAP seine Position in Form von Empfehlungen deutlich
zum Ausdruck bringt, das Spektrum an Positionen aber nicht
vollständig abgedeckt wird. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich
die jeweiligen Ausgaben der Zeitschrift integration zu Rate
zu ziehen, um ein vollständigeres Bild zu erhalten. Zur nach wie vor
zentralen Weichenstellung mit dem Vertrag von Maastricht gibt es
außerdem folgenden wichtigen Band:
Hrbek, Rudolf (Hg.) (1993), Der Vertrag von Maastricht in der
wissenschaftlichen Kontroverse, Baden-Baden.
[Seitenanfang]
II.
Links
Europa - Das Portal
der Europäischen Union -
http://www.europa.eu.int/index_de.htm
Die EU verfügt schon seit Beginn des Internet-Zeitalters über ein so
umfassendes Internetangebot wie wohl keine nationale Regierung oder
andere Organisation. Die Online-Dokumentation der Arbeit war immer
vorbildlich, in den letzten Jahren wurden zudem Fortschritte gemacht
hinsichtlich Gliederung und Nutzerführung. Trotzdem droht man in der
schieren Fülle an Informationen zu ertrinken, weswegen in der Folge
noch weitere hilfreiche Online-Angebote aufgeführt werden.
Dabei beschränke ich mich bewusst auf einige wenige Websites, die
sich in der praktischen Arbeit seit Jahren bewährt haben, denn die
entscheidende Frage hinsichtlich der Thematik "EU und Internet" ist
ganz und gar keine quantitative, sondern eine qualitative (eine
Google-Suchabfrage zum Stichwort "EU" erbrachte am 06.04.06 ca. 848
Millionen Ergebnisse, zum Stichwort "Europa" waren es ca. 616
Millionen ...). Die kleine Auswahl an Links gliedert sich in drei
Teile:
-
Portale - Internetangebote, die sich bemühen, einen
umfassenden Zugang zu allem zu ermöglichen, was mit der EU zu tun
hat: Institutionen, Politikbereiche, Forschungsinstitutionen etc.
-
Nachschlagemöglichkeiten - Online-Lexika, Glossare,
Chronologien etc.
-
News - Quellen, mit deren Hilfe man sich über aktuelle
Entwicklungen auf dem Laufenden halten kann.
[Seitenanfang]
II.1. Internet-Portale
zur Europäischen Union
EuroInternet -
http://eiop.or.at/euroint/
SOSIG: EuroStudies -
http://sosig.esrc.bris.ac.uk/roads/subject-listing/EuroStudies-cat/euu/alphalist.html
European Union Internet
Resources -
http://www.lib.berkeley.edu/doemoff/govinfo/intl/gov_eu.html
Open Directory Project: EU -
http://dmoz.org/Society/Government/Multilateral/Regional/European_Union/
[Seitenanfang]
II.2. Internet-Nachschlagewerke
zur Europäischen Union
EU Glossar -
http://europa.eu.int/scadplus/glossary/index_de.htm
Encyclopedia: European Union
-
http://www.nationmaster.com/encyclopedia/European-Union
EuroKnow -
http://www.euro-know.org/dictionary/
Europäische Kommission -
http://www.europa.eu.int/comm/atwork/index_de.htm
Wikipedia -
http://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Europ%C3%A4ische_Union
[Seitenanfang]
II.3. Aktuelle
Meldungen zur Europäischen Union im Internet
Europäische Kommission in Deutschland -
http://www.eu-kommission.de/
BBC: Inside Europe -
http://news.bbc.co.uk/2/hi/in_depth/europe/2003/inside_europe/default.stm
EU Observer -
http://euobserver.com/
EU Politix -
http://www.eupolitix.com/EN/
EurActiv -
http://www.euractiv.com/
europa-digital -
http://www.europa-digital.de
[Seitenanfang]
|