Dissertation   Wie kann man komplexe Themen wie Globalisierung oder europäische Integration vermitteln?

 

 

(» Ragnar Müller)

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 Literatur und Links zum Thema Europäische Union

 Übersicht


I. Literatur

I.1. Nachschlagewerke

» Dinan, Desmond (Hg.) (2000), Encyclopedia of the European Union
» Mickel/Bergmann (Hg.) (2005), Handlexikon der Europäischen Union
» Weidenfeld/Wessels (Hg.), Jahrbuch der Europäischen Integration
» Weidenfeld/Wessels (Hg.) (2005), Europa von A-Z

I.2. Geschichte der europäischen Integration

» Brunn, Gerhard (2002), Die Europäische Einigung von 1945 bis heute
» Dinan, Desmond (19992), Ever Closer Union?
» Dinan, Desmond (2004), Europe Recast. A History of European Union
» Knipping, Franz (2004), Rom, 25. März 1957. Die Einigung Europas


Kommentierte Literatur- und Linkempfehlungen für politische Bildner:


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» Didaktische Materialien


» Zitierte Literatur
 

I.3. Einführungen und Überblicksdarstellungen

» Dinan, Desmond (20053), Ever Closer Union. An Introduction to European Integration
» Hix, Simon (20052), The Political System of the European Union
» McCormick, John (20053), Understanding the European Union. A Concise Introduction
»
Müller, Ragnar/Rapp, Christian/Schumann, Wolfgang (2002), Die EU verstehen, CD-ROM
»
Nugent, Neill (20035), The Government and Politics of the European Union
»
Tömmel, Ingeborg (20052), Das politische System der EU
»
Weidenfeld, Werner (Hg.) (20043), Europa-Handbuch

I.4. Aufsätze, die im Volltext online zur Verfügung stehen

» EU-bezogene Aufsätze aus der Zeitschrift "Aus Politik und Zeitgeschichte" (2002-2005)

I.5. Integrationstheorie

» Gesamtdarstellungen
» Kürzere Texte für den Einstieg
» Standardwerke älteren Datums
» Klassiker der Integrationstheorie
» Neuere Ansätze

I.6. Ausgewählte sonstige Literatur zur EU

» The European Union Series
» Moravcsik, Andrew (1998), The Choice for Europe
» Weidenfeld, Werner (Hg.), Maastricht/Amsterdam/Nizza/Die Europäische Verfassung in der Analyse


Anmerkung: Didaktische Materialien und Arbeitshilfen werden auf einer gesonderten Seite vorgestellt:
» didaktische Materialien zum Thema EU


II. Links

» Europa - Das Portal der Europäischen Union

II.1. Internet-Portale zur Europäischen Union  » weiter

II.2. Internet-Nachschlagewerke zur Europäischen Union  » weiter

II.3. Aktuelle Meldungen zur Europäischen Union im Internet  » weiter
 



 I.1. Nachschlagewerke


Die dynamische Entwicklung der EU seit Mitte der 1980er Jahre wurde an anderer Stelle als eines der Vermittlungsprobleme identifiziert (» Dynamik als Grundproblem der EU-Vermittlung). Sie bringt natürlich auch Probleme für Autoren und Verlage mit sich, besonders was Nachschlagewerke betrifft. Nur eine regelmäßige und in kurzen Abständen erfolgende Aktualisierung stellt sicher, dass ein entsprechendes Werk zur EU ein brauchbares Hilfsmittel bleibt. Diese Bedingung erfüllen die Werke, die etwas ausführlicher vorgestellt werden. Andere wichtige Nachschlagewerke sollen wenigstens eingangs kurz erwähnt werden:

  • Blair, Alasdair (1999), The Longman Companion to The European Union since 1945 (Longman Companions to History), London/New York.
    [... mehr]

  • Brandstetter, Gerfried (1996), Chronologisches Lexikon der europäischen Integration 1945-1995, Baden-Baden/Wien.
    [... mehr]

  • Brückner, Michael u.a. (1993), Der Europa-Ploetz. Basiswissen über das Europa von heute, Würzburg.
    [... mehr]

  • Vanthoor, Wim F. V. (1999), A Chronological History of the European Union 1946-1998, Cheltenham u.a.


Dinan, Desmond (Hg.)
(2000), Encyclopedia of the European Union (The European Union Series), Basingstoke/London.

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Das Nachschlagewerk aus der zu Recht vielgepriesenen European Union Series zählt unbestritten zu den internationalen Referenzwerken. Neben dem Herausgeber sind rund hundert Mitarbeiter beteiligt. Auf etwas weniger als 600 Seiten finden sich über 700 alphabetisch sortierte Artikel. Der Anhang enthält eine Chronologie der europäischen Integration, chronologische und tabellarische Übersichten über Institutionen, Parteien, Vertragsänderungen sowie ein Sach- und Personenregister. Unter anderem folgende Themenbereiche werden behandelt:

  • Institutionen der EU

  • Politikfelder der EU

  • Berichte und Papiere, die in der Geschichte der EU eine bedeutsame Rolle gespielt haben

  • Verträge, Konventionen und Chartas

  • theoretische Ansätze zur Interpretation der EU

  • Gruppen, Parteien, Verbände, die innerhalb der EU agieren

  • Biographien von bedeutenden europäischen Politikern

Die Artikel sind meist knapp gehalten, wobei sie bei Politikfeldern und wichtigen Institutionen auch mehrere Seiten umfassen können. Längere Artikel enthalten auch Literaturangaben. Die Erschließung des Werkes ist durchweg gut. Verweise findet man sowohl am Schluss der Artikel als auch in Form von selbständigen Stichwörtern. Das Sach- und Personenregister ist umfangreich und differenziert.

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Mickel, Wolfgang/Bergmann, Jan (Hg.)
(20053), Handlexikon der Europäischen Union, Baden-Baden.
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80 Autoren, 900 Seiten, 1300 Stichworte - unter der redaktionellen Leitung von Claus Grupp ist ein imposantes Nachschlagewerk entstanden, das auch einen historischen Teil zur Entwicklung der europäischen Integration sowie ein Kapitel zu den Perspektiven nach den gescheiterten Verfassungsreferenden umfasst.

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Weidenfeld, Werner/Wessels, Wolfgang (Hg.) (1980ff.), Jahrbuch der Europäischen Integration, Bonn.
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Das Jahrbuch des Instituts für Europäische Politik (Berlin) ist die deutschsprachige Informationsressource über die EU schlechthin. Es dokumentiert und bilanziert den europäischen Integrationsprozess seit 1980 zeitnah und detailliert. Auf diese Weise ist eine einzigartige Dokumentation entstanden. Vielfach werden die Artikel von ausgewiesenen Experten des jeweiligen Feldes verfasst. Einleitend bietet das Jahrbuch eine außerordentlich hilfreiche europapolitische (Weidenfeld) und europawissenschaftliche (Wessels) Bilanz des Berichtszeitraums. Weitere Teile beschäftigen sich mit den Entwicklungen hinsichtlich der Institutionen und Politikfelder sowie Europas Rolle in der Welt. Kürzere Teile berücksichtigen auch anderere europäische Organisationen (Europarat, OSZE). Schwerpunkte des Jahrbuchs 2005 bilden die größte Erweiterung in der Geschichte der EU und die Ratifizierungskrise der europäischen Verfassung. Fazit: Für Forschung und Wissenschaft unerlässlich, für den politischen Bildner möglicherweise überdimensioniert.

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Weidenfeld, Werner/Wessels, Wolfgang (Hg.) (20059), Europa von A-Z. Taschenbuch der europäischen Integration, Baden-Baden.
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Wem knappe Informationen zur EU genügen, für den ist das laufend aktualisierte Lexikon "Europa von A-Z" die richtige Wahl, wobei dieses bewährte Nachschlagewerk in der letzten Ausgabe auch auf knapp 500 Seiten angewachsen ist. Neben etwas eingehenderen Beiträgen zu wichtigen Themen (wie etwa einem historischen Überblick zu Beginn) enthält es die Rubriken Chronologie, Europa ABC, Europa in Zahlen und Europa im Internet.

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 I.2. Geschichte der europäischen Integration

In diesem Abschnitt werden Gesamtdarstellungen zur Geschichte des europäischen Einigungsprozesses vorgestellt. Daneben gibt es ausgezeichnete Darstellungen einzelner Abschnitte oder Ausschnitte, von denen wenigstens einige Standardwerke zu den ersten Jahren des Integrationsprozesses, die historisch besonders gut aufgearbeitet sind, erwähnt werden sollen:

  • Deighton, Anne (Hg.) (1995), Building Postwar Europe. National Decision-Makers and European Institutions 1948-1963, Houndmills u.a.
    [... mehr]

  • Deighton, Anne/Milward, Alan S. (Hg.) (1999), Widening, Deepening and Acceleration. The European Economic Community 1957-1963, Baden-Baden/Brüssel.

  • Gillingham, John (1991), Coal, Steel, and the Rebirth of Europe 1945-55, Cambridge.
    [... mehr]

  • Groeben, Hans von der (1982), Aufbaujahre der Europäischen Gemeinschaft. Das Ringen um den Gemeinsamen Markt und die Politische Union 1958-1966, Baden-Baden.

  • Küsters, Hanns Jürgen (1982), Die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, Baden-Baden.
    [... mehr]

  • Lipgens, Walter (1977), Die Anfänge der europäischen Einigungspolitik. Erster Teil: 1945-1950, Stuttgart.

  • Loth, Wilfried (1990), Der Weg nach Europa. Geschichte der europäischen Integration 1939-1957, Göttingen.
    [... mehr 1 / mehr 2]

  • Milward, Alan S. (1984), The Reconstruction of Western Europe 1945-51, London.


Brunn, Gerhard
(2002), Die Europäische Einigung von 1945 bis heute, Stuttgart (oder: Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Band 472 , Bonn 2004).

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Das bei Reclam (!) und nicht bei einem der prädestinierten Verlage mit Europa-Schwerpunkt erschienene Buch von Brunn hat als deutschsprachige historische Gesamtdarstellung des Integrationsprozesses eine lange bestehende Lücke geschlossen. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass es schon kurz nach Erscheinen als Referenzwerk gehandelt wurde. Es besteht aus einer rund 300-seitigen chronologischen Darstellung und einem rund 100-seitigen Quellenteil. Die Geschichte der europäischen Integration wird folgendermaßen periodisiert:

  • "Europavorstellungen und Einigungspläne bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs"

  • "Die Entdeckung Europas durch die USA"

  • "Europäische Volksbewegung oder Feldzug der High Society? - Europabewegungen und die Gründung des Europarats" 

  • "Die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl"

  • "Die Europäische Verteidigungsgemeinschaft - Ein Irrweg"

  • "Von Messina über Venedig nach Rom - Der Weg zu den Römischen Verträgen"

  • "Die EWG - Kindheit und frühe Jahre im Schatten de Gaulles

  • "Die EWG in den sechziger Jahren - 'Go and Stop'"

  • "Aufbruch zu neuen Ufern? - Die EG in den siebziger Jahren"

  • "Die achtziger Jahre - Von der Eurosklerose zum Höhenflug"

  • "Der Umbruch in Osteuropa, die deutsche Einheit und der Vertrag von Maastricht über die Europäische Union"

  • "Die Europäische Union auf dem Weg in das 21. Jahrhundert"

Die einleitenden Kapitel zur Vorgeschichte und den Anfängen der europäischen Einigung sind hervorragend, die weitere Darstellung bis zur ersten großen Vertragsrevision mit der Einheitlichen Europäischen Akte (1988) ist ebenfalls sehr gut, die restlichen Kapitel bis zur Gegenwart allerdings sind sehr kursorisch und schlicht zu kurz. Der Quellenteil stellt - besonders für die erste Hälfte des Integrationsprozesses - eine wahre Fundgrube dar, die auch weniger gut zugängliche Quellen enthält.

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Dinan, Desmond (20053), Ever Closer Union? An Introduction to European Integration, Basingstoke/London.
[... mehr]

Bei diesem Standardlehrwerk aus der European Union Series handelt es sich um eine Überblicksdarstellung (siehe Kapitel I.3), es umfasst allerdings auch einen außerordentlich umfangreichen historischen Teil (200 Seiten!), der sehr lesenswert und entsprechend den Gepflogenheiten der EU Series auch didaktisch gut aufbereitet ist.

Dinan, Desmond (2004), Europe Recast. A History of European Union, Basingstoke/London.
[... mehr]

Dinans historische Überblicksdarstellung umfasst den Zeitraum von den Ursprüngen europäischer Integration in den 1940er Jahren bis ins 21. Jahrhundert. Es ist chronologisch aufgebaut, wobei jedes Kapitel ungefähr eine Dekade behandelt. Besonders gelungen sind das einführende Kapitel sowie die Zusammenfassung am Ende, die auf Schlüsselthemen hinweist und in der Dinan seine instruktive Gesamtinterpretation der Integrationsentwicklung präsentiert.

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Knipping, Franz (2004), Rom, 25. März 1957. Die Einigung Europas, München.
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Das in der viel gelobten Reihe "20 Tage im 20. Jahrhundert" erschienene Werk beginnt mit einer pathetischen Würdigung der Einzigartigkeit und Bedeutung des europäischen Einigungsprozesses im allgemeinen und der Römischen Verträge im besonderen, "denn die ganze bisherige Menschheitsgeschichte kennt kaum Vorgänge, die der Europäischen Integration vergleichbar sind" (S. 17). Der Historiker Knipping macht klar, dass "die Unterzeichnung der Römischen Verträge ... eine Weichenstellung von großer geschichtlicher Tragweite (markierte)." Dadurch wurde "ein säkularer Paradigmenwechsel vom Krieg zum Frieden in Europa eingeleitet" und Europa schlüpft in eine "Vorbildfunktion im globalen Prozess der Bildung wirtschaftlicher und politischer Großregionen." Er gibt aber auch zu bedenken, "dass am 25. März 1957 in Rom ein Staatsakt stattfand, der einem politischen Willen der Regierenden entsprang, nicht aber einem leidenschaftlichen Sehnen der Völker" (alle S. 14).

Die eigentliche Darstellung beginnt mit einem interessanten Kapitel zur europäischen Identität, das gleichzeitig die Vorgeschichte der europäischen Integration erzählt. Überschrieben ist es mit "Das Erbe der Geschichte" und es gliedert sich in drei Teile:

  • "Das gelebte Europa" (europäische Gemeinsamkeiten in der Geschichte seit der Antike)

  • "Das gedachte Europa" (Überblick über die Ideengeschichte bzw. über Europa-Entwürfe)

  • "Das gewollte Europa" (beginnende Umsetzung v.a. seit dem Ersten Weltkrieg, wobei sich die Bemühungen etwa von Aristide Briand als zu früh erwiesen)

Die weitere Darstellung erfolgt chronologisch und ist in folgende Perioden unterteilt:

  • 1940-1950 Inkubationszeit: "Der Zweite Weltkrieg als Vater der Tat" und die USA als "Föderator" Europas

  • 1950-1957 Gründerzeit (vom Schuman-Plan über die Gründung der EGKS bis zur Gründung der EWG, wobei die ambitionierten Projekte EVG und EPG scheitern)

  • 1958-1969 Aufbaujahre

  • 1969-1984 Aufbruch zum Europa der zweiten Generation

  • 1984-1993 Auf dem Weg zur Europäischen Union

  • 1993-2003 Die Europäische Union an der Schwelle zum 21. Jahrhundert

Da es sich um eine historische Darstellung handelt, liegt es in der Natur der Sache, dass die Darstellung mit zunehmender Nähe zur Gegenwart dünner wird (ähnlich wie bei Brunn, siehe oben). Besonders lesenswert sind demnach die ersten Kapitel zur Vorgeschichte und den Anfängen des Integrationsprozesses.

Weitere wichtige Werke

  • Milward, Alan S. (1992, 20002), The European Rescue of the Nation State, London.
    [... mehr]

  • Moravcsik, Andrew (1998), The Choice for Europe. Social Purpose and State Power from Messina to Maastricht, Cornell.
    [... mehr]

  • Stirk, Peter M. R. (1996), A History of European Integration since 1914, London/New York.

  • Urwin, Derek W. (19942), The Community of Europe. A History of European Integration since 1945, London.

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 I.3. Einführungen und Überblicksdarstellungen

Nachdem es lange Jahre kaum deutschsprachige Einführungen zur EU gab, hat sich diese Situation in den letzten Jahren grundlegend gewandelt. Allerdings gilt nach wie vor, dass die englischsprachigen Werke in der Regel didaktisch besser aufbereitet und verständlicher geschrieben sind. In diesem Abschnitt wird eine Auswahl besonders gelungener Werke vorgestellt. Daneben soll auf die folgenden Publikationen wenigstens hingewiesen werden:

  • Hartmann, Jürgen (2001), Das politische System der Europäischen Union. Eine Einführung, Frankfurt/New York.
    [... mehr]

  • Herz, Dietmar (2002), Die Europäische Union, München.
    [... mehr 1 / mehr 2]

  • Pfetsch, Frank R. (20053), Die Europäische Union. Eine Einführung. Geschichte, Institutionen, Prozesse, Stuttgart.
    [... mehr]


Dinan, Desmond
(1999, 20053), Ever Closer Union. An Introduction to European Integration, London.
[... mehr]

Wie die meisten Lehrbücher zur EU gliedert sich die sehr gut lesbare und didaktisch ansprechende Einführung von Dinan in drei große Teile (Geschichte/Entwicklung der EU, Institutionen, Politikfelder), wobei der historische Teil in diesem Fall besondere Hervorhebung verdient. Er ist mit über 200 Seiten nicht nur außerordentlich umfangreich, sondern vermittelt neben den Fakten auch ein grundlegendes Verständnis des komplexen Gegenstands EU.

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Hix, Simon (1999, 20052), The Political System of the European Union, London.
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Hix, der mit als erster dezidiert den Standpunkt vertrat, dass sich die EU von einer Internationalen Organisation zu einem politischen System entwickelt habe und demzufolge auch mit Theorien aus der Vergleichenden Systemforschung zu analysieren sei, nimmt - und das war bei Erscheinen der ersten Auflage des Buches im Jahr 1999 ein Novum - eine Systemanalyse des politischen Systems der EU vor, die ihm außerordentlich gut gelingt. Die Monographie hat sich innerhalb kurzer Zeit zu einem Standardwerk der Europaforschung entwickelt und liegt nun in einer aktualisierten Fassung vor.

Ziel des Buches ist weder, die Entwicklung der europäischen Integration nachzuzeichnen und zu erklären, noch, sich an der integrationstheoretischen Diskussion zwischen Supranationalismus und Intergouvernementalismus zu beteiligen: "Instead, the aim of this book is to understand how the EU works today" (S. 1). Hierzu werden die Methoden der Vergleichenden Systemforschung herangezogen. Analog zur Analyse eines nationalen politischen Systems bzw. der drei Politikdimensionen polity, politics und policy gliedert sich die Untersuchung in die folgenden Teile:

  • Part I: Government (Executive, Legislative and Judicial Politics)

  • Part II: Politics (Public Opinion and Political Cleavages; Parties, Elections and EU Democracy; Interest Representation)

  • Part III: Policy-Making (Single Market; Redistributive Policies; Economic and Monetary Union ...)

Jedem Kapitel wird ein Überblick über den aktuellen Forschungsstand vorangestellt, und am Ende jedes Kapitels fasst Hix die wichtigsten Systemmerkmale zusammen. So gelingt ihm eine vorbildliche Verbindung von Forschung und (didaktisch ansprechender) Lehre. In seinem abschließenden Kapitel "Rethinking the European Union" skizziert Hix die Kernelemente seiner Herangehensweise:

"This book thinks about the EU in a different way to the traditional approaches to European integration and EU studies. It does not propose a new 'integration theory', nor does it attempt a detailed description of particular events or developments in Brussels. Instead, it argues that we can improve our understanding of how the EU works by applying our general understanding of the main processes in modern political systems to the EU. The key underlying assumption, then, is that the EU is already a fully-functioning political system. Because of this, political science has a lot to teach us about the EU. Conversely, since the EU is an unusual political system, we can also improve our general understanding of political science" (S. 357).

Diese überaus fruchtbare Herangehensweise beschert uns ein hervorragendes Lehrbuch zur EU, das sich allerdings nur bedingt zur Einführung eignet. Um es mit Gewinn zu lesen, sind Vorkenntnisse zum Gegenstand hilfreich.

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McCormick, John (20053), Understanding the European Union. A Concise Introduction, London.
[... mehr 1 / mehr 2]

Bei dieser knappen Einführung ist der Titel Programm: Der Autor versucht - neben der unvermeidlichen Vermittlung von Fakten -, dem Leser das Verständnis und damit die selbständige Beschäftigung mit dem Forschungsgegenstand EU zu ermöglichen. Der Band umfasst auf 280 Seiten folgende Kapitel:

  • What is the European Union?

  • The Idea of Europe

  • The Evolution of the EU

  • The Institutions of the EU

  • The EU and the Member States

  • The EU and its Citizens

  • Economic Integration

  • Improving the Quality of Life

  • The EU and the World

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Müller, Ragnar/Rapp, Christian/Schumann, Wolfgang (2002), Die EU verstehen. Institutionen, Entscheidungsabläufe und Politik nach Nizza, CD-ROM Gesellschaft Agora, Stuttgart.
[... mehr]

Die multimediale CD-ROM enthält auf über 1000 Seiten

  • 14 Kurse zu den wichtigsten Aspekten der europäischen Integration mit zahlreichen Schaubildern,

  • ein 250-seitiges Glossar,

  • eine ausführliche Chronologie zur europäischen Integration, die nach Kategorien geordnet ist,

  • eine kommentierte EU-Linkliste und

  • die Vertragstexte.

Dabei sind alle Teile mit 55.000 Links verbunden. Das heißt, man kann direkt von den Kursen zum Glossar springen, wenn man auf einen unbekannten Begriff stößt, und man kann vor allem direkt den entsprechenden Artikel in den Verträgen aufrufen, was deshalb besonders wichtig ist, weil die rechtlichen Grundlagen bei der EU-Vermittlung in der Regel zu kurz kommen.

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Nugent, Neill (1999, 20035), The Government and Politics of the European Union, London.
[... mehr 1 / mehr 2]

Nugent folgt der "klassischen" Dreiteilung: Seine überaus gelungene Darstellung der EU umfasst einen historischen Teil (rund 100 Seiten), einen Teil zu den Institutionen (rund 200 Seiten) und einen Teil zu Politikprozessen und -bereichen der Gemeinschaft (rund 200 Seiten). Ein abschließender Teil bietet eine gute Zusammenfassung der integrationstheoretischen Diskussion. 2006 wird eine aktualisierte sechste Auflage dieses zum Standardlehrwerk avancierten Bands erscheinen.

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Tömmel, Ingeborg (20052), Das politische System der EU, München/Wien.

Die gut strukturierte Darstellung des politischen Sytems der EU behandelt Entwicklung, Struktur und Funktionsweise des EU-Systems. Weitere Teile widmen sich der Erweiterung der Systemstruktur und einigen Funktionsproblemen der EU.  Den Abschluss bildet eine kurze theoretische Betrachtung des EU-Systems:

  • Staat, Föderation, Regime: die EU als politisches System

  • Die Genese der europäischen Integration im Spannungsfeld von supranationaler Option und intergouvernementaler Entscheidungsmacht

  • Die Struktur des EU-Systems: "schwache" Institutionen, "starke" Akteure

  • Die Funktionsweise des EU-Systems: Konflikt versus Konsens

  • Die erweiterte Systemstruktur

  • Funktionsprobleme des EU-Systems: Effizienz, Effektivität, demokratische Legitimation

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Weidenfeld, Werner (Hg.) (20043), Europa-Handbuch, Gütersloh.
[... mehr]

(oder: Weidenfeld, Werner (Hg.) (2004), Die Europäische Union. Politisches System und Politikbereiche, Bundeszentrale für politische Bildung Schriftenreihe Band 442, Bonn.

Weidenfeld, Werner (Hg.) (2004), Die Staatenwelt Europas, Bundeszentrale für politische Bildung Schriftenreihe Band 443, Bonn.)

Das auffälligste Merkmal des Europa-Handbuchs ist der enorme Umfang der Publikation. Das hat dazu geführt, dass die aktuelle Lizenzausgabe für die Bundeszentrale für politische Bildung auf zwei Bücher verteilt wurde. Hier werden wirklich alle Aspekte der europäischen Integration behandelt, häufig von ausgewiesenen Experten auf dem jeweiligen Gebiet. Nach einer Einführung zur Geschichte der europäischen Integration widmet sich ein umfangreicher Teil der Staatenwelt in Europa. Von Albanien bis Zypern werden alle europäischen Staaten kurz porträtiert. Weitere Teile widmen sich

  • dem politischen System der EU (mit einem sehr guten Überblicksbeitrag von Wolfgang Wessels)

  • den Politikbereichen der EU

  • den Außenbeziehungen der EU

Ein abschließender Teil dient dazu, aktuelle Debatten aufzugreifen und Denkanstöße zu vermitteln. Abgerundet wird das Handbuch durch Übersichten mit statistischen Daten zur EU sowie durch eine Chronologie der europäischen Integration. Die EU steht eindeutig im Mittelpunkt, andere europäische Organisationen wie der Europarat oder die OSZE spielen höchstens am Rande eine Rolle. Insofern ist der Name "Europa-Handbuch" etwas irreführend.

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Überblickswerke für Fortgeschrittene

Die folgenden Werke zählen zu den wichtigsten deutschsprachigen Überblicksdarstellungen zur Europäischen Union. Sie verstehen sich allerdings nicht als Einführung, sondern setzen grundlegende Kenntnisse über den Gegenstand EU voraus, und eignen sich vorrangig für die universitäre Lehre:

  • Holzinger, Katharina u.a. (2005), Die Europäische Union. Theorien und Analysekonzepte, Paderborn.
    [... mehr]

  • Jachtenfuchs, Markus/Kohler-Koch, Beate (Hg.) (20032), Europäische Integration, Opladen.

  • Kohler-Koch, Beate/Conzelmann, Thomas/Knodt, Michèle (2004), Europäische Integration - Europäisches Regieren, Wiesbaden.
    [... mehr 1 / mehr 2]

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 I.4. Aufsätze, die im Volltext online zur Verfügung stehen

Die wichtigste deutschsprachige Zeitschrift zur Europäischen Union ist "integration", die Vierteljahreszeitschrift des Instituts für Europäische Politik in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Europäische Integration, die allerdings nicht online zur Verfügung steht. Hier werden zeitnah alle Fragen rund um die europäische Integration behandelt. Daneben gibt es eine Vielzahl englischsprachiger EU-Zeitschriften (Journal of European Public Policy, Journal of Common Market Studies etc.). Auch andere deutsche Zeitschriften enthalten zahlreiche Beiträge zur europäischen Politik, etwa die "Zeitschrift für Internationale Beziehungen", "Internationale Politik" oder "Aus Politik und Zeitgeschichte". Beiträge jüngeren Datums aus letzterer sind im folgenden aufgeführt.

[Die nachfolgenden und alle weiteren Aufsätze aus der Zeitschrift "Aus Politik und Zeitgeschichte" ab dem Jahrgang 2000 sind im Volltext auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung - www.bpb.de - online verfügbar. Wählen Sie in der linken Navigationsleiste "Publikationen", dann "Aus Politik und Zeitgeschichte", oder klicken Sie hier]

Bauer, Michael W./Knöll, Ralf (2003), Die Methode der offenen Koordinierung: Zukunft europäischer Politikgestaltung oder schleichende Zentralisierung?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 01-02/03 [» Online-Version]

Binder, Tanja/Wüst, Andreas M. (2004), Inhalte der Europawahlprogramme deutscher Parteien 1979 - 1999; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 17/04 [» Online-Version]

Bogdandy, Armin von (2005), Die europäische Republik; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 36/05
[» Online-Version]

Bozóki, András (2004), Mitgliedschaft ohne Zugehörigkeit?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 5-6/04
[» Online-Version]

Clapham, Ronald (2004), Wirtschaftsverfassung für Europa; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 17/04
[» Online-Version]

Dembinski, Matthias/Wagner, Wolfgang (2003), Europäische Kollateralschäden. Zur Zukunft der europäischen Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik nach dem Irak-Krieg; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 31-32/03
[» Online-Version]

Dauderstädt, Michael (2004), Transformation und Integration der Wirtschaft der postkommunistischen Beitrittsländer; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 5-6/04 [» Online-Version]

Decker, Frank (2003), Parlamentarisch, präsidentiell oder semi-präsidentiell? Der Verfassungskonvent ringt um die künftige institutionelle Gestalt Europas; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 1-2/03 [» Online-Version]

Delhey, Jan (2002), Die Entwicklung der Lebensqualität nach dem EU-Beitritt. Lehren für die Beitrittskandidaten aus früheren Erweiterungen; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 1-2/02 [» Online-Version]

Delhey, Jan (2004), Transnationales Vertrauen in der erweiterten EU; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 38/04
[» Online-Version]

Deubner, Christian (2003), Differenzierte Integration: Übergangserscheinung oder Strukturmerkmal der künftigen Europäischen Union?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 01-02/03 [» Online-Version]

Dietz, Barbara (2004), Ost-West-Migration nach Deutschland im Kontext der EU-Erweiterung; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 5-6/04 [» Online-Version]

Dürr, Karlheinz (2005), Die Europäisierung der Demokratiebildung; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 36/05
[» Online-Version]

Fischer, Thomas (2003), Deutscher Föderalismus vor der Herausforderung einer europäischen Verfassung; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 29-30/03 [» Online-Version]

Gellner, Winand/Glatzmeier, Armin (2005), Die Suche nach der europäischen Zivilgesellschaft; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 36/05 [» Online-Version]

Gerhards, Jürgen (2004), Europäische Werte - Passt die Türkei kulturell zur EU?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 38/04 [» Online-Version]

Glotz, Peter (2003), Der Kopenhagener Gipfel in realistischer Perspektive; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 01-02/03
[» Online-Version]

Guérot, Ulrike (2003), Die Bedeutung der deutsch-französischen Kooperation für den europäischen Integrationsprozess; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 03-04/03 [» Online-Version]

Guérot, Ulrike/Witt, Andrea (2004), Europas neue Geostrategie; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 17/04
[» Online-Version]

Ismayr, Wolfgang (2004), Die politischen Systeme der EU-Beitrittsländer im Vergleich; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 5-6/04 [» Online-Version]

Jünemann, Annette (2005), Zehn Jahre Barcelona-Prozess: Eine gemischte Bilanz; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 45/05 [» Online-Version]

König, Thomas (2005), Unitarisierung durch Europäisierung?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 36/05
[» Online-Version]

Kramer, Heinz (2004), Die Türkei im Prozess der "Europäisierung"; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 33-34/04
[» Online-Version]

Kühnhardt, Ludger (2005), Quo vadis Europa? - Essay; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 36/05
[» Online-Version]

Lepsius, M. Rainer (2004), Prozesse der europäischen Identitätsstiftung; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 38/04
[» Online-Version]

Lippert, Barbara (2003), Von Kopenhagen bis Kopenhagen: Eine erste Bilanz der EU-Erweiterungspolitik; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 01-02/03 [» Online-Version]

Martens, Stephan (2004), Das erweiterte Europa; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 17/04
[» Online-Version]

Mau, Steffen (2004), Soziale Ungleichheit in der Europäischen Union; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 38/04
[» Online-Version]

Meimeth, Michael (2003), Deutsche und französische Perspektiven einer Gemeinsamen Europäischen Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Offene Fragen und verdeckte Widersprüche; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 03-04/03
[» Online-Version]

Meurs, Wim van (2003), Den Balkan integrieren. Die europäische Perspektive der Region nach 2004; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 10-11/03 [» Online-Version]

Mildenberger, Markus (2002), Die Europadebatte in Politik und Öffentlichkeit der ostmitteleuropäischen EU-Kandidatenländer; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 1-2/02 [» Online-Version]

Nissen Sylke (2004), Europäische Identität und die Zukunft Europas; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 38/04
[» Online-Version]

Nohlen, Dieter (2004), Wie wählt Europa? Das polymorphe Wahlsystem zum Europäischen Parlament; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 17/04 [» Online-Version]

Piazolo, Daniel (2002), Entwicklungsunterschiede innerhalb einer erweiterten EU. Herausforderungen und Chancen; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 1-2/02 [» Online-Version]

Pollack, Detlef (2004), Nationalismus und Europaskepsis in den postkommunistischen Staaten Mittel-und Osteuropas; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 38/04 [» Online-Version]

Riemer, Andrea K. (2003), Die Türkei und die Europäische Union. Eine unendliche Geschichte?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 10-11/03 [» Online-Version]

Roth, Dieter/Kornelius, Bernhard (2004), Europa und die Deutschen: Die untypische Wahl am 13. Juni 2004; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 17/04 [» Online-Version]

Rothacher, Albrecht (2004), Die EU 25. Chancen, Risiken und politische Folgen der Osterweiterung; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 5-6/04 [» Online-Version]

Schieder, Siegfried (2004), In guter Verfasstheit? Nutzen und Nachteil eines europäischen Verfassungsvertrages; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 17/04 [» Online-Version]

Schmidt, Siegmar (2002), Aktuelle Aspekte der EU-Entwicklungspolitik. Aufbruch zu neuen Ufern?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 19-20/02 [» Online-Version]

Steinbach, Udo (2004), Die Türkei und die EU. Die Geschichte richtig lesen; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 33-34/04
[» Online-Version]

Varwick, Johannes (2002), EU-Erweiterung: Stabilitätsexport oder Instabilitätsimport?; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 1-2/02 [» Online-Version]

Wehler, Hans-Ulrich (2004), Verblendetes Harakiri. Der Türkei-Beitritt zerstört die EU; in: Aus Politik und Zeitgeschichte 33-34/04 [» Online-Version]

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 I.5. Integrationstheorie

Die europäische Integration als neuartige Entwicklung wurde von Anfang an von einer intensiven wissenschaftlichen Debatte begleitet, die mehrere Phasen und Konjunkturen durchlaufen hat. Wer sich eingehender mit dem Gegenstand EU beschäftigen will, muss sich auch mit der Geschichte der wissenschaftlichen Erklärungs- und Deutungsversuche auseinandersetzen.

Die integrationstheoretische Debatte ist außerordentlich spannend und besitzt Relevanz über den Gegenstand EU hinaus, da die EU als Politikmodell der Zukunft gilt. In diesem Laboratorium für Gobal Governance werden Möglichkeiten und Grenzen des Regierens jenseits des Nationalstaats deutlich.

Erfreulicherweise stehen zwischenzeitlich sehr gute Gesamtdarstellungen zum Thema Integrationstheorie zur Verfügung, die im folgenden vorgestellt werden. Daneben finden sich in diesem Abschnitt Hinweise auf kürzere Einführungstexte, Klassiker und ältere Standardwerke zum Thema.


Gesamtdarstellungen zur Integrationstheorie


Bieling, Hans-Jürgen/Lerch, Marika (Hg.) (2005), Theorien der europäischen Integration, Wiesbaden.
[... mehr 1 (pdf) / mehr 2 (pdf)]

Dieses hervorragende Lehrbuch auf neuesten Stand zeichnet sich dadurch aus, dass die gesamte Breite politikwissenschaftlicher Integrationstheorien berücksichtigt wird. Zu jeder Theorie wird ein Einstiegstext angegeben, einige weitere Titel werden empfohlen und eine ausführliche Literaturliste rundet den Service ab. Nach einem kurzen Systematisierungs- und Überblicksversuch der Herausgeber werden folgende Theorien behandelt:

  • I. Klassische Ansätze: Föderalismus, Neo-Funktionalismus, Intergouvernementalismus, Marxistische Politische Ökonomie

  • II. Modifikationen, Brückenschläge und neue Perspektiven: Supranationalismus, liberaler Intergouvernementalismus, Neogramscianismus, multi-level governance, akteurszentrierter Institutionalismus, historischer Institutionalimus, Europäisierung

  • III. Konstruktivistische, feministische und interdisziplinäre Impulse

Loth, Wilfried/Wessels, Wolfgang (Hg.) (2001), Theorien europäischer Integration, Opladen.

Diesem Sammelband geht es in erster Linie um die interdisziplinäre Perspektive. Folgerichtig ist der einleitende Aufsatz der Herausgeber auch mit "Auf dem Weg zur Integrationswissenschaft" überschrieben . Im Anschluss fassen führende Vertreter der verschiedenen Disziplinen den integrationstheoretischen Diskussionsstand im jeweiligen Fach zusammen:

  • Politikwissenschaft (Wolfgang Wessels)

  • Wirtschaftswissenschaft (Wim Kösters u.a.)

  • Geschichtswissenschaft (Wilfried Loth)

  • Rechtswissenschaft (Armin von Bogdandy)

  • Soziologie (Maurizio Bach)

Wiener, Antje/Diez, Thomas (Hg.) (2004), European Integration Theory, Oxford.
[... mehr]

Dieses sehr schnell zum Standardlehrwerk aufgestiegene Buch gliedert sich in drei Teile:

  • I. Explaining European Integration (Federalism, Neo-Functionalism, Liberal Intergovernmentalism)

  • II. Analysing European Governance (Governance, Policy Networks, New Institutionalisms)

  • III. Constructing the European Union

Umrahmt werden diese drei Teile, die die drei wesentlichen Perspektiven auf den Forschungsgegenstand EU der letzten Jahre widerspiegeln (vielleicht mit Ausnahme der Europäisierungs-Ansätze), von zwei instruktiven Beiträgen der Herausgeber:

  • Introducing the Mosaic of Integration Theory

  • Taking Stock of Integration Theory

Weitere hilfreiche Werke:

  • Chryssochoou, Dimitris N. (2001), Theorizing European Integration, London.
    [... mehr 1 / mehr 2]

  • Giering, Claus (1997), Europa zwischen Zweckverband und Superstaat. Die Entwicklung der politikwissenschaftlichen Integrationstheorie im Prozeß der europäischen Integration, Bonn.

  • O´Neill, Michael (1996), The Politics of European Integration. A Reader, London/New York.

  • Rosamond, Ben (2000), Theories of European Integration, London.
    [... mehr 1 / mehr 2]

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Zum Einstieg in das Thema können folgende kürzere Texte dienen:


Bellers, Jürgen/Häckel, Erwin (1990), Theorien internationaler Integration und internationaler Organisationen, in: Volker Rittberger (Hg.), Theorien der Internationalen Beziehungen. Bestandsaufnahme und Forschungsperspektiven (PVS-Sonderheft 21), Opladen, S. 286-310.

Der Aufsatz von Bellers und Häckel berücksichtigt nicht nur Theorien der internationalen Integration, sondern bezieht auch Erklärungsansätze für internationale Organisationen mit ein, da beide kaum zu trennen und nebeneinander auf einem Kontinuum zu verorten sind. In jeweils kurzen Abschnitten werden die folgenden "klassischen" oder traditionellen Integrationstheorien dargestellt:

  • Funktionalismus

  • Föderalismus

  • Neofunktionalismus

  • Transaktionalismus

Ein weiterer Abschnitt widmet sich der Entwicklung der integrationstheoretischen Debatte, die mit dem Stagnieren der europäischen Integration in den 70er Jahren abbrach, verkennt aber die Renaissance der Debatte ab Mitte der 80er Jahre, da der Blickwinkel zu einseitig ist und lediglich die Perspektive der Teildisziplin der Internationalen Beziehungen umfasst. Die wichtigsten Anregungen seit Ende der 80er Jahre kamen aber aus der Vergleichenden Systemforschung. Abschließend werden Defizite und Verdienste der Integrationsforschung aufgelistet.


Kohler-Koch, Beate/Schmidberger, Martin (1996), Integrationstheorien, in: Lexikon der Politik (hg. von Dieter Nohlen), Band 5: Die Europäische Union (hg. von Beate Kohler-Koch und Wichard Woyke), S. 152-162.

Ausgehend von einem Verständnis von Integration als "friedliche und freiwillige Zusammenführung von Gesellschaften, Staaten und Volkswirtschaften über bislang bestehende (...) Grenzen hinweg" (S. 152) widmet sich ein erster Anschnitt den in der politikwissenschaftlichen Debatte häufig vernachlässigten ökonomischen Integrationstheorien mit ihrem 5-Stufen-Modell von der Freihandelszone bis zur Vollintegration. Im Kapitel "Politikwissenschaftliche Integrationstheorien" werden folgende Ansätze in ihren Grundzügen vorgestellt:

  • Transaktionalismus (Deutsch) und Gegenargumente von Inglehart (Wertewandel)

  • Föderalismus (Friedrich, Etzioni)

  • Funktionalismus (Mitrany)

  • Neofunktionalismus (Haas, Lindberg, Nye)

  • Intergouvernementalismus (Hoffmann)

  • Neo-Marxismus (Deppe)


Welz, Christian/Engel, Christian (1993), Traditionsbestände politikwissenschaftlicher Integrationstheorien: Die Europäische Gemeinschaft im Spannungsfeld von Integration und Kooperation, in: Armin von Bogdandy (Hg.), Die Europäische Option. Eine interdisziplinäre Analyse über Herkunft, Stand und Perspektiven der europäischen Integration, Baden-Baden, S. 129-169.

Nach einer allgemeinen Einleitung zur Funktion von (Integrations-)Theorien und ihrer Entwicklung parallel zur Entwicklung der europäischen Integration sowie Ausführungen zu den Begriffen "Integration" und "Kooperation" nehmen die Autoren zur Darstellung des Traditionsbestandes an Integrationstheorien eine Zweiteilung in prozessorientierte Theorien auf der einen, staatszentrierten Theorien auf der anderen Seite vor.

Zunächst wenden sie sich mit der sehr gelungenen Darstellung von Funktionalismus (Mitrany) und Neofunktionalismus (Haas) einschließlich der Modifikationen des letzteren (Lindberg, Scheingold, Schmitter, Nye) der prozessorientierten Seite zu. Das anschließende Kapitel über die "staatszentrierten Kooperationstheorien" trägt die Überschrift "Vom Intergouvernementalismus zur Regimetheorie" (S. 153). Ausgehend von Hoffmanns zentralem Werk von 1966 wird die Entwicklung dieses "Lagers" der integrationstheoretischen Debatte beschrieben, die in Interdependenzansätze mündete.

Ein weiterer Abschnitt widmet sich der (1993) aktuellen Situation der Integrationstheorie und versucht, die dargestellten Traditionsbestände zu bewerten. Die von den Autoren vorgenommene Zweiteilung ermöglicht eine gelungene und übersichtliche Darstellung der wesentlichen Elemente der integrationstheoretischen Diskussion bis Anfang der 1990er Jahre, die sich hervorragend zum Einstieg in diesen Forschungsgegenstand eignet.

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Ältere, aber nach wie vor lesenswerte Standardwerke zur Integrationstheorie:

Alle drei Titel berücksichtigen natürlich nur die integrationstheoretische Diskussion der Anfangsjahre, also im wesentlichen die heute sogenannten "traditionellen" Integrationstheorien (Neo-) Funktionalismus und (Neo-) Föderalismus. Die Kenntnis dieser Debatte und ihrer Entwicklung ist aber nach wie vor grundlegend für das Verständnis von Integrationstheorie insgesamt. Außerdem erlebte die Theoriediskussion über regionale Integration um das Jahr 1970 einen quantitativen wie qualitativen Höhepunkt.

Besonders hervorzuheben ist die hervorragende und bislang unübertroffene Darstellung des Neofunktionalismus - der wichtigsten Integrationstheorie, die auch heute noch den wesentlichen Referenzpunkt der Diskussion bildet - in dem Buch von Pentland. Wer seine Kenntnisse zur Integrationstheorie vertiefen will, kommt an der Lektüre dieser Standardwerke nicht vorbei:

  • De Vree, J. K. (1972), Political Integration. The Formation of a Theory and its Problems, Amsterdam.

  • Harrison, Reginald J. (1974), Europe in Question. Theories of Regional International Integration, London.

  • Pentland, Charles (1973), International Theory and European Integration, London.

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Klassiker der integrationstheoretischen Debatte

Der folgende Abschnitt listet die jeweils grundlegenden Werke für verschiedene Richtungen innerhalb der traditionellen Integrationstheorie auf. Hier finden Sie also einige "Klassiker", deren Lektüre für ein vertieftes Verständnis der integrationstheoretischen Debatte unerlässlich ist.

  • Mitrany, David (1943), A Working Peace System, London.
    Die "Bibel" des Funktionalismus ist das bereits in den 40er Jahren erschienene grundlegende und epochemachende Werk von David Mitrany. Es verdient nicht nur als Grundlage der neofunktionalistischen Integrationstheorie von Haas (s.u.) Beachtung, sondern gehört zu den Standardwerken im Bereich der Theorien der Internationalen Beziehungen insgesamt.
     

  • Friedrich, C. J. (1972), Europa — Nation im Werden?, Bonn.
    Wer sich mit dem bis heute wichtigen integrationstheoretischen Ansatz des (Neo-)Föderalismus beschäftigen will, sollte auf jeden Fall den Klassiker von Friedrich lesen. Gerade die aktuelle Diskussion im Zusammenhang mit der Verfassung knüpft an föderalistische Ideen an.
     

  • Haas, Ernst B. (1958), The Uniting of Europe. Political, Social and Economic Forces 1950-1957, Stanford.
    Lindberg, L. N./Scheingold, S. A. (1970), Europe's Would Be Polity. Patterns of Change in the European Community, Englewood Cliffs.
    Die wichtigste und einflussreichste Integrationstheorie überhaupt war der Neofunktionalismus von Haas. Auch heute noch ist seine Studie über die EGKS von 1958 eine lohnenswerte Lektüre. Der neofunktionalistische Ansatz, der auf Haas zurückgeht und u.a. von Nye, Schmitter, Lindberg und Scheingold weiterentwickelt wurde, bildet nach wie vor einen zentralen Bezugspunkt der integrationstheoretischen Debatte.
     

  • Deutsch, Karl W. (1968), Analyse internationaler Beziehungen, Frankfurt/Main.
    Einen gänzlich anderen Ansatz verfolgt Deutsch, indem er sein Augenmerk auf Transaktionen, insbesondere auch auf Kommunikationsströme richtet. Auch dieser klassische Ansatz, der häufig Transaktionalismus genannt wird, wird bis heute gelegentlich aufgegriffen.

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Neuere Ansätze

Nachdem die EU sich nach Jahren der Stagnation ("Eurosklerose") seit Mitte der 1980er Jahre in einer enorm dynamischen Entwicklungsphase befindet, die nach wie vor anhält (» Dynamik als Grundproblem der EU-Vermittlung), ist mit kurzer zeitlicher Verzögerung auch die integrationstheoretische Debatte zu neuem Leben erwacht.

Die intensive Debatte zeichnet sich dadurch aus, dass zum einen die jahrzehntelange Kontroverse zwischen supranationalen und intergouvernementalen Ansätzen zu einer Annäherung der Positionen geführt hat und dass zum anderen seit etwa 1990 Ansätze aus der Teildisziplin Systemforschung in der Europaforschung verstärkt Anwendung finden, nachdem die europäische Integration in den Jahrzehnten zuvor eine ausschließliche Domäne der Teildisziplin Internationale Beziehungen gewesen war. Wegmarken der Debatte sind folgende Ansätze und Publikationen:

  • Liberaler Intergouvernementalismus:
    Moravcsik, Andrew (1994), Preferences and Power in the European Community: A Liberal Intergovernmentalist Approach, in: S. Bulmer/A. Scott (Hg.), Economic and Political Integration in Europe. Internal Dynamics and Global Context, Oxford u.a., S. 29-80.
    [... mehr]
     

  • Supranationalismus:
    Sandholtz, Wayne/Stone Sweet, Alec (1998), European Integration and Supranational Governance, Oxford.
    [... mehr]
     

  • Fusionsthese:
    Wessels, Wolfgang (1992), Staat und (westeuropäische) Integration. Die Fusionsthese, in: Michael Kreile (Hg.), Die Integration Europas (PVS-Sonderheft 23), Opladen, S. 36-61.
    [... mehr]
     

  • EU und Policy-Analyse:
    Schumann, Wolfgang (1996), Neue Wege in der Integrationstheorie. Ein policy-analytisches Modell zur Interpretation des politischen Systems der EU, Opladen.
    [... mehr 1 / mehr 2]
     

  • Multi-Level Governance:
    Hooghe, Liesbet/Marks, Gary (2001), Multi-Level Governance and European Integration, Lanham/Oxford u.a.
    [... mehr]
     

  • Konstruktivismus:
    Journal of European Public Policy 6, 4/1999, Special Issue: "The Social Construction of Europe" (hg. v. Thomas Christiansen, Knud Erik Jorgensen und Antje Wiener).
    Die Sonderausgabe des JEPP widmet sich dem Konstruktivismus, einer ursprünglich philosophischen Denkschule, die in den 1990er Jahren für die Politikwissenschaft, insbesondere für die Theorie der Internationalen Beziehungen fruchtbar gemacht wurde. In unterschiedlichen Zusammenhängen beschäftigen sich die Beiträge mit der sehr interessanten Frage, wie die verschiedenen - politikwissenschaftlich relevanten - konstruktivistischen Perspektiven die Integrationstheorie bereichern können. Die Beiträge sind durchweg lesenswert. Wer sich kurz über die Debatte informieren will, dem sei der einführende Aufsatz der Herausgeber, die Kritiken von Moravcsik und Smith sowie die Antwort auf diese Kritiken in der folgenden Ausgabe des JEPP empfohlen:
    Christiansen, Thomas/Jorgensen, Knud Erik/Wiener, Antje, The social construction of Europe
    Moravcsik, Andrew, 'Is something rotten in the state of Denmark?' Constructivism and European integration
    Smith, Steve, Social constructivism and European studies: a reflectivist critique
    Risse, Thomas/Wiener, Antje, 'Something rotten' and the social construction of social constructivism: a comment on comments; in: Journal of European Public Policy 6, 5/1999, S. 775-782.

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 I.6. Ausgewählte sonstige Literatur zur EU


The European Union Series
[... mehr]

Diese ambitionierte Verlagsserie von Palgrave Macmillan beschert dem EU-Interessierten eine komplette Bibliothek meist ausgezeichneter Lehrbücher, die beständig erweitert und aktualisiert wird. Einige der Titel aus der EU Series werden auf dieser Seite näher vorgestellt. Die bisher erschienenen rund 30 Titel lassen sich in vier Kategorien einteilen:
 

General Textbooks

Areas of Policy

Institutions and
Actors

Member States and the Union

Desmond Dinan
Europe Recast
A History of European Union 

Desmond Dinan
Ever Closer Union: An Introduction to European Integration 2e

Desmond Dinan
Encyclopedia of the European Union

Simon Hix
The Political System of the European Union 2e

Paul Magnette
What is the European Union?

John McCormick

Understanding the European Union: A Concise Introduction 3e

Brent F Nelson and Alexander Stubb

The European Union: Readings on the Theory and Practice of European Integration 3e

Neill Nugent (ed)
European Union Enlargement

Neill Nugent
The Government and Politics of the European Union 5e

John Peterson and Elizabeth Bomberg

Decision-Making in the European Union

Ben Rosamond

Theories of European Integration

Michelle Cini and Lee McGowan
Competition Policy in the European Union

Wyn Grant
The Common Agricultural Policy

Martin Holland
The European Union and the Third World

Brigid Laffan
The Finances of the European Union

Malcolm Levitt and Christopher Lord
The Political Economy of Monetary Union

Janne Haaland
Matláry
Energy Policy in the European Union

John McCormick
Environmental Policy in the European Union

John Peterson and Margaret Sharp

Technology Policy in the European Union

Handley Stevens
Transport Policy in the European Union

Renaud Dehousse
The European Court of Justice

Justin Greenwood
Interest Representation in the European Union

Fiona Hayes-Renshaw and Helen Wallace
The Council of Ministers 2nd edition

Simon Hix and Christopher Lord

Political Parties in the European Union

David Judge and David Earnshaw
The European Parliament

Neill Nugent
The European Commission

Anne Stevens
with Handley Stevens
Brussels Bureaucrats: The Administration of the European Union

Carlos Closa and Paul Heywood
Spain and the European Union

Alain Guyomarch, Howard Machin and Ella Ritchie
France in the European Union

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Moravcsik, Andrew (1998), The Choice for Europe. Social Purpose and State Power from Messina to Maastricht, Cornell University Press: Ithaca, New York.
[... mehr 1 / mehr 2]

Moravcsik ist ein führender Vertreter der Europaforscher aus demjenigen "Lager", das nach wie vor mit Theorien aus der Teildisziplin Internationale Beziehungen operiert. Sein "liberaler Intergouvernementalismus", den er in mehreren Aufsätzen seit 1994 entwickelt hat, bildete einen wichtigen Beitrag zur integrationstheoretischen Debatte (» Literatur zum Thema Integrationstheorie). Er sieht die EU nicht als System, sondern führt aus: "These institutions [of the EC, d.V.] resemble those of a modern nation-state as much as those of a conventional international regime" (S. 1).

Ziel von Moravcsiks historischer Analyse von Meilensteinen des Integrationsprozesses ist es, eine Antwort auf eine der - gerade für Intergouvernementalisten - fundamentalen Fragen der Europaforschung zu geben, nämlich "to explain why sovereign governments in Europe have chosen repeatedly to coordinate their core economic policies and surrender sovereign prerogatives within an international institution" (S. 1). Hierzu untersucht er fünf wesentliche Weichenstellungen des Integrationsprozesses, nämlich das Zustandekommen

  • der Römischen Verträge (50er Jahre),

  • der Zollunion und der Gemeinsamen Agrarpolitik einschließlich des Luxemburger Kompromisses (60er Jahre),

  • des Europäischen Währungssystems (70er Jahre),

  • der Einheitlichen Europäischen Akte (Anfang 80er Jahre) und

  • des Maastrichter Vertrags (Ende 80er, Anfang 90er Jahre).

Dabei liegt das Hauptaugenmerk auf den "underlying causes of integration" und der Identifizierung dessen, "what is generalizable about EC history" (S. 2). Die Fallstudien gehen von der Hypothese aus, dass die wirtschaftlichen Interessen der großen Mitgliedstaaten den wesentlichen Bestimmungsfaktor des Integrationsprozesses bilden - bei diesbezüglicher Konvergenz kommt es zu Integrationsfortschritt -, weswegen sich die Analyse der nationalen Ebene auch weitgehend auf die drei größten Mitgliedstaaten (Deutschland, Frankreich, England) beschränkt. Hinzu kommen zwei weitere Aspekte, so dass Moravcsik zusammenfassen kann: "In short, I argue that a tripartite explanation of integration - economic interest, relative power, credible commitments - accounts for the form, substance and timing of major steps toward European integration" (S. 4).

Diese Hypothese wird in Kapitel 1 ausgearbeitet und in den Kapiteln 2 bis 6 anhand der Fallstudien zu den Meilensteinen des Integrationsprozesses getestet. Die fünf informativen und materialreichen Fallstudien ergeben eine der lesenswertesten Analysen des Integrationsprozesses und eignen sich hervorragend zur ergänzenden Vertiefung von Überblickswerken in Lehrveranstaltungen zur EU. Der theoretische Rahmen hingegen, der "liberale Intergouvernementalismus", und damit die Identifizierung der Triebkräfte des Integrationsprozesses insgesamt bleibt aufgrund mehrerer Verkürzungen umstritten.

Unter anderem kann man von einer "realistischen" Verkürzung (auf Staaten und Machtpolitik), einer rationalistischen Verkürzung (keine angemessene Berücksichtigung der Rolle von Ideen, Werten und Überzeugungen) und mehreren inhaltlichen Verkürzungen (Beschränkung auf drei Mitgliedstaaten und auf "große" Entscheidungen) sprechen. Moravcsik will mit seiner Theorie die (relative) Isolation der Integrationstheorie von den allgemeinen Theorien der Internationalen Beziehungen, den sui generis-Ansatz durchbrechen (S. 4). Es zeigt sich aber, dass es die besondere und delikate Stellung des Forschungsgegenstands EU und der Versuche seiner theoretischen Erfassung, nämlich die Sonderstellung an der Schnittstelle zwischen den Disziplinen Internationale Beziehungen und Vergleichende Systemforschung, nicht ohne Grund gibt.

So hat das folgende zentrale Argument der Studie auch viele Diskussionen ausgelöst: "The central argument of this book - the "liberal intergovernmentalist" argument - holds that European integration was a series of rational adaptations by national leaders to constraints and opportunities stemming from the evolution of an interdependent world economy, the relative power of states in the international system, and the potential for international institutions to bolster the credibility of interstate commitments" (S. 472).

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Weidenfeld, Werner (Hg.) (1994), Maastricht in der Analyse, Gütersloh.
Weidenfeld, Werner (Hg.) (1998), Amsterdam in der Analyse, Gütersloh.
Weidenfeld, Werner (Hg.) (2001), Nizza in der Analyse, Gütersloh.

Weidenfeld, Werner (Hg.) (2005), Die EU-Verfassung in der Analyse, Gütersloh.

Die Analysebände zu den großen EU-Weichenstellungen, die vom Centrum für angewandte Politikforschung in München in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung erarbeitet werden, dokumentieren die EU-Entwicklung und bieten einen hilfreichen zusätzlichen Service: Den Büchern liegt eine CD-ROM bei, die Dokumente der jeweiligen Phase enthält. Beim bislang letzten Band zur Europäischen Verfassung beispielsweise handelt es sich um eine Zusammenstellung rund 1200 offizieller Dokumente des EU-Reformkonvents und der Regierungskonferenz zum Verfassungsentwurf. Ein Wermutstropfen dabei ist, dass das CAP seine Position in Form von Empfehlungen deutlich zum Ausdruck bringt, das Spektrum an Positionen aber nicht vollständig abgedeckt wird. Es empfiehlt sich deshalb, zusätzlich die jeweiligen Ausgaben der Zeitschrift integration zu Rate zu ziehen, um ein vollständigeres Bild zu erhalten. Zur nach wie vor zentralen Weichenstellung mit dem Vertrag von Maastricht gibt es außerdem folgenden wichtigen Band:

Hrbek, Rudolf (Hg.) (1993), Der Vertrag von Maastricht in der wissenschaftlichen Kontroverse, Baden-Baden.

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 II. Links


 Europa - Das Portal der Europäischen Union  - http://www.europa.eu.int/index_de.htm

Die EU verfügt schon seit Beginn des Internet-Zeitalters über ein so umfassendes Internetangebot wie wohl keine nationale Regierung oder andere Organisation. Die Online-Dokumentation der Arbeit war immer vorbildlich, in den letzten Jahren wurden zudem Fortschritte gemacht hinsichtlich Gliederung und Nutzerführung. Trotzdem droht man in der schieren Fülle an Informationen zu ertrinken, weswegen in der Folge noch weitere hilfreiche Online-Angebote aufgeführt werden.

Dabei beschränke ich mich bewusst auf einige wenige Websites, die sich in der praktischen Arbeit seit Jahren bewährt haben, denn die entscheidende Frage hinsichtlich der Thematik "EU und Internet" ist ganz und gar keine quantitative, sondern eine qualitative (eine Google-Suchabfrage zum Stichwort "EU" erbrachte am 06.04.06 ca. 848 Millionen Ergebnisse, zum Stichwort "Europa" waren es ca. 616 Millionen ...). Die kleine Auswahl an Links gliedert sich in drei Teile:

  • Portale - Internetangebote, die sich bemühen, einen umfassenden Zugang zu allem zu ermöglichen, was mit der EU zu tun hat: Institutionen, Politikbereiche, Forschungsinstitutionen etc.

  • Nachschlagemöglichkeiten - Online-Lexika, Glossare, Chronologien etc.

  • News - Quellen, mit deren Hilfe man sich über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden halten kann.

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 II.1. Internet-Portale zur Europäischen Union

EuroInternet - http://eiop.or.at/euroint/

SOSIG: EuroStudies - http://sosig.esrc.bris.ac.uk/roads/subject-listing/EuroStudies-cat/euu/alphalist.html

European Union Internet Resources - http://www.lib.berkeley.edu/doemoff/govinfo/intl/gov_eu.html

Open Directory Project: EU - http://dmoz.org/Society/Government/Multilateral/Regional/European_Union/

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 II.2. Internet-Nachschlagewerke zur Europäischen Union

EU Glossar - http://europa.eu.int/scadplus/glossary/index_de.htm

Encyclopedia: European Union - http://www.nationmaster.com/encyclopedia/European-Union

EuroKnow - http://www.euro-know.org/dictionary/

Europäische Kommission - http://www.europa.eu.int/comm/atwork/index_de.htm

Wikipedia - http://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Europ%C3%A4ische_Union

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 II.3. Aktuelle Meldungen zur Europäischen Union im Internet

Europäische Kommission in Deutschland - http://www.eu-kommission.de/

BBC: Inside Europe - http://news.bbc.co.uk/2/hi/in_depth/europe/2003/inside_europe/default.stm

EU Observer - http://euobserver.com/

EU Politix - http://www.eupolitix.com/EN/

EurActiv - http://www.euractiv.com/

europa-digital
- http://www.europa-digital.de

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